München
26.05.2019 - 23:06 Uhr

Großer Gewinner: Niko Kovac

Nach turbulenten Wochen und leidigen Diskussionen um den Trainer feiert der FC Bayern doch noch das zwölfte Double. Die Querelen kommen einem Mann zugute, der zuletzt viel einstecken musste, kommentiert Sportredakteur Fabian Leeb.

Kommentar von Fabian Leeb
Niko Kovac mit der Meisterschale und dem DFB-Pokal. Bild: agentur_dpa
Niko Kovac mit der Meisterschale und dem DFB-Pokal.

Wie im alten Rom bei den Gladiatorenkämpfen entschied der Daumen von Cäsar Karl-Heinz Rummenigge über die Zukunft des Bayern-Trainers. Bei einer "Bild"-Veranstaltung in Berlin reckte er den Daumen nach oben, als eine Frage auf die Zukunft von Niko Kovac abzielte. Es ist das gute Recht der Bayern-Bosse, auch einen erfolgreichen Trainer an dessen nachhaltigem Wirken zu messen. Was allerdings Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic in den letzten Wochen mit Kovac veranstalteten, ist eines Weltclubs unwürdig.

Mal geschickter (Rummenigge und Hoeneß), mal hilflos überfordert (Salihamidzic) führten sie einen Eiertanz um Kovac' Zukunft auf, der diesen trotz Vertrags bis 2021 dastehen ließ wie einen Schuljungen. Der Trainer blieb stoisch ruhig, seiner Linie treu und bemühte sich, den Fokus auf das Sportliche zu lenken. Kovac hat vor der Saison klaglos eine titelsatte und erfolgsverwöhnte Truppe übernommen und aus dieser mit Meisterschaft und Pokalsieg das Optimum herausgeholt.

Zudem moderierte der Kroate den Abschied der Altmeister Ribéry, Robben und Rafinha ganz im Sinne des Teamerfolgs ohne Rücksicht auf frühere Verdienste. Das Drehbuch hielt ihm für seinen Mut einen passenden Schlussakt mit den Toren von Robben und Ribéry im Meisterschaftsfinale in der Allianz-Arena beim Titelgewinn gegen Eintracht Frankfurt parat. Nach einer Eingewöhnungsphase scheute sich Kovac auch nicht davor, vermeintlich große Namen (Boateng, James) nach dem Leistungsprinzip zu beurteilen.

So lange jedoch die Tür der Bosse für die Klagen unzufriedener und beleidigter Diven offensteht, diese sich über den Trainer beklagen sowie Stammplatz-Forderungen stellen dürfen und dabei auch noch Gehör finden, wird es jeder noch so hochdekorierte Welt-Trainer in München schwer haben (siehe Ancelotti). Angesichts dieser Begleitumstände ist die Leistung des Bayern-Novizen in dieser Spielzeit nicht hoch genug einzuschätzen. Niko Kovac ist der große Gewinner in dieser turbulenten, am Ende aber doch noch erfolgreichen Bayern-Saison.

 
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