Wie immer nach Heimspielen stapfte Uli Hoeneß auch am späten Dienstagabend durch den Bauch der Allianz-Arena in Richtung Bayern-Kabine. Er werde nach dem Besuch bei den Spielern Rede und Antwort stehen, sagte er kurz zu den wartenden Journalisten. Zehn Minuten später kehrte Hoeneß grinsend zurück und verkündete eine Änderung des eigentlich angedachten Ablaufs: "Wir haben gerade eben besprochen, dass Hasan mit Ihnen sprechen wird. Ich bin heute sehr zufrieden", erklärte der Präsident und entschwand in die Nacht.
Kein Wunder, dass Hoeneß zufrieden war, hatte sein FC Bayern doch zuvor erschreckend harmlose Portugiesen mit 5:1 aus der Arena in Fröttmaning geschossen - und sämtliches Krisengerede und anhaltende Gerüchte um die angeblich bevorstehende Entlassung von Trainer Niko Kovac scheinbar gleich mit. Und wenn der Boss zufrieden ist, darf auch mal der Untergebene zur Presse sprechen. Doch Hasan Salihamidzic, seines Zeichens Sportdirektor beim FC Bayern, ließ zunächst auf sich warten. Fast wirkte es so, als sei "Brazzo" von der Anweisung des obersten Bosses überrascht worden.
Noch am Samstag hatte er sich hinter Hoeneß' Rücken, als der seine Mannschaft gerade in Grund und Boden schimpfte sowie dem Trainer nur mehr eine Jobgarantie bis eben jenen Dienstagabend ausstellte, davongeschlichen. "Niko Kovac wird auch am Samstag in Bremen Trainer des FC Bayern sein", verkündete Salihamidzic kurz nach Mitternacht. "Das Spiel hat für sich gesprochen. Die Mannschaft hat die Antwort auf dem Platz gegeben", schob er als Erklärung hinterher. Auf den Einwand, ob das nun so weitergeht, dass über Kovac' Schicksal künftig von Spiel zu Spiel entschieden wird, verwies der Sportdirektor auf eine Unterredung von Hoeneß mit Karl-Heinz Rummenigge am Mittwochabend, bei der auch der Sportdirektor dabei sein darf: "Es ist klar, dass wir sprechen müssen. Wir liegen in der Bundesliga neun Punkte hinter der Tabellenspitze."
Also spielt der FC Bayern trotz des Kantersieges in der Königsklasse mit dem Gedanken, sich von Kovac zu trennen und thematisiert ein Engagement etwa von Arsene Wenger in München? "Nein", lautete die einsilbige Antwort Salihamidzics. Und was ist, wenn die Bayern am Samstag in Bremen verlieren? Geht dann die ganze Diskussion erneut von vorne los? "Wir werden in Bremen gewinnen", legte sich "Brazzo" fest. Immerhin war das schon mal geklärt.
Und wie steht der Verantwortliche für die sportlichen Belange zu dem Mannschafts-Maulwurf, der stets brisante Kabinen-Details an die Boulevard-Presse weitergibt und somit die Unruhe rund um den Verein mit befeuert? "Wir arbeiten daran und werden denjenigen finden. Sie können sich ausmalen, wenn ich den erwische, was das bedeuten würde", drohte Salihamidzic. An dieser Stelle schritt Bayerns Pressesprecher Dieter Nickles ein und beendete die Spontan-PK des FCB-Sportdirektors.













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