Zwölf Jahre ist es her, da hat Gerd Schönfelder in Vancouver die letzten vier seiner insgesamt 16 Paralympics-Siege geholt. So viele Goldmedaillen bei Olympischen Spielen hat bis heute kein anderer Behindertensportler weltweit errungen. Womöglich muss Schönfelder den Rekord aber schon bald mit jemandem anderen teilen. Der Kanadier Brian McKeever, ein sehbehinderter Skilangläufer, kann am Samstag in Peking im Sprint ebenfalls sein insgesamt 16. Paralympics-Gold gewinnen.
"Wenn es so kommt, dann ist es halt so", sagt Schönfelder und misst dem Umstand keinerlei Bedeutung zu. "Rekorde sind dazu da, dass sie gebrochen werden. Das war selbst bei Gerd Müller so. Wieso soll ich da eine Ausnahme bilden?" Und: "Es gibt viel Wichtigeres im Leben als einen Rekord."
Dass McKeever ihm in den Siegerlisten auf den Fersen ist, hat der mittlerweile 51-Jährige nur durch Zufall mitbekommen. "Ich habe das gar nicht verfolgt und hätte es auch nicht gemerkt, wenn mich nicht vor einiger Zeit jemand darauf angesprochen hätte." Den Kanadier kennt Schönfelder noch aus seiner aktiven Zeit, auch wenn es kaum Berührungspunkte bei den Wettkämpfen gab. "Ich glaube, ich habe mit ihm schon mal ein paar Worte gewechselt. Aber die Langläufer und Alpinen hatten normalerweise nicht viel miteinander zu tun."
Dass Brian McKeever ein "guter Mann" und ein "Top-Athlet" sei, ist für Schönfelder unbestritten: "Sonst hätte er nicht das erreichen können, was er erreicht hat." Aber letztlich ändere dies nichts daran, dass er selbst ebenfalls eine extrem erfolgreiche Zeit gehabt habe. "Darauf zufrieden zurückblicken zu können, ist für mich das Wichtigste." Dem Wirbel um die Egalisierung seines Rekords gewinnt Schönfelder sogar eine positive Seite ab. "So bleibe ich auch mal wieder im Gespräch."
Ursprünglich hätte Schönfelder als TV-Experte nach Peking reisen sollen, aber die Pandemie hat dem Ganzen letztlich einen Riegel vorgeschoben. Die Enttäuschung des Oberpfälzers über seinen verpassten China-Einsatz hält sich in Grenzen. "Da bin ich im nachhinein nicht böse." Um so größer ist die Vorfreude auf 2026: "Mailand und Cortina d'Ampezzo werden fröhliche Spiele bieten." Dass ihn dann McKeever sogar überholen könnte, muss "Gold-Gerd" nicht befürchten. Der Kanadier hat bereits sein Karriereende angekündigt.
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