Von Andreas Pöhner
Eigentlich schien das mit Spannung erwartete Derby nach 77 Minuten bereits entschieden, als der SV Mitterteich zum 3:1 getroffen hatte. "Da gingen die Köpfe unserer Spieler ganz runter", sagte Röslaus Trainer Andreas Lang. Er selbst hatte wohl auch nicht mehr damit gerechnet, dass seine Mannschaft mit einer furiosen Schlussoffensive noch mit dem Ausgleich belohnt würde. "Aber wir haben Moral und Charakter bewiesen. Hut ab!", freute sich der langjährige Coach der Stiftländer nach dem Schlusspfiff. Ein Kopfballtreffer von Anthony Hofweller ließ den Anhang des FC Vorwärts in der 88. Minute neue Hoffnung schöpfen. Und auch am 3:3 in der Nachspielzeit war Hofweller maßgeblich beteiligt. Er drang in den Strafraum ein, suchte förmlich die Berührung mit SVM-Torwart Mert Selvi – und fand sie. Zumindest aus Sicht des Schiedsrichters, der mutig auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Großteil der knapp 360 Zuschauer hatte das wohl anders gesehen, schließlich hatte der Keeper den Ball sicher zwischen seinen Händen.
Die Mitterteicher tobten. Vor allem Trainer Martin Schuster, der aufs Spielfeld stürmte, war kaum zu beruhigen. "Ich bin stocksauer über diese Entscheidung", sagte er nach dem Spiel. Und auch SVM-Vorsitzender Roland Eckert fand den Pfiff des Unparteiischen in dieser Situation und zu diesem späten Zeitpunkt "eine Frechheit". Einer ließ sich von den ganzen Turbulenzen und Diskussionen nach der Elfmeterentscheidung nicht beeinflussen: Kaan Gezer blieb eiskalt und verwandelte den Strafstoß bombensicher zum vielumjubelten Ausgleich.
Die Punkteteilung war im Großen und Ganzen auch nicht ungerecht. In der ersten Halbzeit hatten die Gäste aus dem Stiftland mehr vom Spiel und gingen nach einer Viertelstunde mit einem Traumtor in Führung. Nach einer Röslauer Ecke landete der Ball bei Kevin Grünauer, der ungestört in die Vorwärts-Hälfte spazieren durfte und erkannte, dass Torwart Sebastian Blechschmidt viel zu weit vor seinem Kasten stand. Aus gut 35 Metern nahm der Mitterteicher Stürmer Maß – und traf. Bei den Hausherren lief in den ersten 45 Minuten nach vorne nicht viel zusammen. Niemand im Röslauer Lager hätte sich beschweren können, wenn es zur Pause 0:3 gestanden hätte. "Wir waren zu ängstlich und zu passiv", erklärte Trainer Lang. Und es fehlten mangels echter Stürmer auch die Anspielstationen.
Das sollte sich nach der Pause ändern. Lang brachte mit Anthony Hofweller und Dominik Kubinec zwei frische Offensivkräfte – und sofort verlagerte sich das Geschehen in die Mitterteicher Hälfte. "Da haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt", lobte Lang, der samt Röslaus Anhang in der 50. Minute über den Ausgleich jubeln durfte. Nach einem eher harmlosen Schuss von Kevin Krassa wehrte der Mitterteicher Torwart den Ball in die Mitte ab, und dort stand Julian Ponader goldrichtig und staubte zum 1:1 ab. Der FC Vorwärts drückte weiter. Den Torjubel schon auf den Lippen hatten die heimischen Fans nach einer verunglückten Knoblauch-Flanke, bei der sich der Ball über den Torwart auf die Latte senkte.
Vom SV Mitterteich war bis zur 60. Minute nicht mehr viel zu sehen, dann war aber zwei Mal richtig Alarm vor dem Vorwärts-Tor. Auf der Gegenseite war es zwischen der 64. und 67. Minute gleich drei Mal Kaan Gezer, der nur um Zentimeter scheiterte. Dann bewies Grünauer, dass sein Tor zum 1:0 kein Zufallsprodukt war. In der 77. Minute nahm der 20-Jährige ein zweites Mal aus der Ferne Maß – und traf genau in den Winkel zur erneuten Mitterteicher Führung. Die baute Lauterbach nach einem herrlich ausgespielten Konter noch auf 3:1 aus. Doch selbst das reichte am Ende eben nicht. Deshalb war SVM-Trainer Martin Schuster nicht nur über den Schiedsrichter stinksauer, sondern auch auf seine eigene Mannschaft. "Meinen Spielern hat Kraft, Kondition und Härte gefehlt. Die Jungs waren auch zu schwach in den Köpfen."
Statistik
FC Vorwärts Röslau: Blechschmidt – Krassa, Hermann (89. Tröger), Röthlingshöfer (46. Deniz), Knoblauch, Brunner (80. Lima), Ponader, Benker, Grießhammer (46. Hofweller), Gezer, Onarici (46. Kubinec)
SV Mitterteich: Selvi – Stauber, M. Bächer, Wildenauer, S. Bilz (54. Weiß), Federer, Lauterbach, Drechsler (74. Kahrig), Dobras (74. L. Göhlert), Dürbeck
Tore: 0:1 (14.) Kevin Grünauer, 1:1 (50.) Julian Ponader, 1:2 (72.) Kevin Grünauer, 1:3 (77.) Daniel Lauterbach, 2:3 (88.) Anthony Hofweller, 3:3 (90.+5/Foulelfmeter) Kaan Gezer – SR: Quirin Demlehner (SG Eggenfelden) – Zuschauer: 354
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