Neustadt an der Waldnaab
27.05.2019 - 19:27 Uhr

Datenklau: Oberpfälzer klagen gegen Eintracht Frankfurt

Keine Angst vor großen Namen: Ein Unternehmen aus Neustadt/WN legt sich jetzt mit einem Europapokal-Teilnehmer an. Die International Soccer Bank fühlt sich ausgenutzt.

Die Eintracht Frankfurt e.V. muss sich warm anziehen: Die International Soccer Bank (ISB) mit Sitz in Neustadt/WN reicht Klage ein. Der Grund: Der Bundesligist soll unerlaubt die Datenbank des Unternehmens angezapft haben. Bild: Fabian Sommer/dpa
Die Eintracht Frankfurt e.V. muss sich warm anziehen: Die International Soccer Bank (ISB) mit Sitz in Neustadt/WN reicht Klage ein. Der Grund: Der Bundesligist soll unerlaubt die Datenbank des Unternehmens angezapft haben.

Natürlich sind im modernen Fußball Fitness, und technische Feinheiten auf dem Platz weiterhin das Wichtigste. Sehr wichtig sind aber mittlerweile auch Daten, viele kleine Details, über die Spieler. Welchen starken Fuß hat dieser oder jener Stürmer? Wie viele Tore hat er mit links erzielt? Wie viele per Kopf? Wie flexibel ist er einsetzbar? Und wie oft sieht er Rot? All diese Informationen liefert ein Unternehmen aus der Oberpfalz den Fußballklubs, wenn sie an Neuverpflichtungen denken. Da können die Manager und Kaderplaner in Millionen von Daten digital wühlen. Die International Soccer Bank (ISB) mit Sitz in Neustadt/WN sammelt Informationen über Spieler weltweit und stellt sie gegen ein Jahres-Abo Fußballvereinen, aber auch -verbänden zur Verfügung. Und das seit 20 Jahren.

"Aber so einen Fall hatten wir noch nie", sagt Jürgen Kost. Der 53-jährige Neustädter führt zusammen mit seinem Bruder Thomas das Unternehmen. Die ISB zieht erstmals vor Gericht und klagt gegen einen großen Namen: gegen Eintracht Frankfurt. Der Vorwurf der Oberpfälzer: Mitarbeiter des hessischen Klubs hätten sich nachweislich unberechtigt Zugang zum System der ISB-Datenbank verschafft. Die Zugangsdaten für die ISB-Seite hätten die Frankfurter von einem Mitarbeiter eines anderen Erstligisten erhalten. Im Zeitraum zwischen 2017 und 2019 hätte es gut 5600 unerlaubte Zugriffe auf die ISB-Daten gegeben, berichtet Kost weiter.

Die verwendete IP-Adresse könne zweifelsfrei Eintracht Frankfurt zugeordnet werden. Die Hessen, so Kost weiter, hätten unerlaubt auf vieles zugegriffen: Auf gespeicherte Scouting-Informationen, Spieler-Informationen oder auch auf Spieler- und Teamberichte. Von Seiten der Eintracht habe es auch Versuche gegeben, Lesezugriffe auf Spieler- und Teamberichte anderer Erstliga-Vereine zu verschleiern.

"Wir haben jetzt Monate gewartet, dass Frankfurt auf unsere Anfragen reagiert", sagt der Geschäftsführer. "Das Thema ist seit Ende Januar bekannt. Jetzt ist es einfach genug." Er hätte auch gehofft, dass man sich außergerichtlich einigen könne, um den entstandenen Schaden zu ersetzen, "Aber wir wurden ignoriert." Bis vergangenen Freitag hatten die Neustädter dem Verein Eintracht Frankfurt ev. eine Frist gesetzt, jetzt zieht die ISB vor Gericht und reicht in Frankfurt Klage ein.

Diese richtet sich nicht gegen die Eintracht Frankfurt AG, in der die Profiabteilung der Hessen ausgegliedert ist. Nachweislich sei der Missbrauch der Zugangsdaten von einem Mitarbeiter des Vereins erfolgt, so Kost. Eine Anfrage der Oberpfalz-Medien blieb bis zum Redaktionschluss unbeantwortet.

Verstehen kann Kost die Ignoranz der Hessen nicht. Ein Jahres-Abo für einen Erstligisten koste 17 000 Euro. Für einen Europapokal-Teilnehmer eigentlich ein Klacks.

Die International Soccer Bank (ISB):

Ein Unternehmen für Fußballclubs

„Fußball ist Emotion und Faszination, aber die Basis oft spektakulärer Entscheidungen sind nüchterne, objektive Daten“, heißt es auf der ISB-Seite über das Unternehmen. Daten über alle möglichen Spiele, vom Jugend- bis Profibereich, werden gesammelt. Die Oberpfälzer sind weltweit vernetzt. Freie Mitarbeiter tragen in jedem Winkel der Erde Details über Fußballspieler in die Datenbank ein. Jürgen Kost, der wegen einer Knieverletzung früh das Fußballspielen aufgeben musste, und sein Bruder Thomas, der 2004 einige Wochen Trainer des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth war, haben das Unternehmen mit Sitz am Neustädter Hacklberg gegründet.

 
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