Rund 300 Gäste hat der Hauptsponsor des 1. FC Nürnberg in seinen schmucken Verwaltungssitz, den Businesstower, eingeladen, um das neue Jahr zu begrüßen. Roter Teppich für die Gäste, die Mannschaft erschien im feinen Zwirn, genau wie die Funktionäre des Vereins. Optisch war man eingestellt auf Bundesliganiveau. Zieht da die Stimmung mit?
Man wollte demonstrativ den Schulterschluss üben und sprach der Mannschaft mehrfach das Vertrauen aus. Dazu sollte ein Videoeinspieler mit Momenten des Aufstiegs und Bildern des einen oder anderen Tores, das der Club in der Hinrunde geschossen hat, eine große Portion Aufbruchstimmung erzeugen. Kein leichtes Unterfangen: Stehen die Franken doch als Tabellenletzter mit nur elf Zählern da. Die zwei schwachen Testspiele im Trainingslager in Spanien haben nicht unbedingt dazu beigetragen, dass unter den Fans Zuversicht für das große Ziel Klassenerhalt herrscht. Bei den Verantwortlichen schien es vor allem darum zu gehen, dringend Ruhe zu bewahren und nicht in alte Fahrwasser zu geraten, als der Club in der Öffentlichkeit als chaotisch wahrgenommen wurde.
Kritik, wie sie in den vergangenen Tagen in den Medien zu lesen war, wollte der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Versicherung, Armin Zitzmann, nicht zulassen. „Als wir uns zu einem Engagement beim Club entschieden, hatte uns vor allem überzeugt, dass Vorstand und Aufsichtsrat eine gesunde Strategie haben. Der Sportvorstand und Trainer wissen, welche finanziellen Mittel ihnen zu Verfügung stehen. Der solide Kurs überzeugte uns, als Sponsor einzusteigen.“ Er freue sich, dass nun trotzdem Ruhe bewahrt werde. „Natürlich hoffe ich, dass sich die Mannschaft für die Fans in der Rückrunde zerreißen wird.“
Man müsse Selbstvertrauen zurückgewinnen, schlug Aufsichtsratschef Thomas Grethlein in die gleiche Kerbe. „Es macht mir keine Freude zu sehen, wo wir in der Tabelle stehen. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass der Trainer das hinbekommt.“ Was man in der Presse schreibe, nehme der Aufsichtsrat freilich wahr, „aber wir wollen reflektiert bleiben“. Es brauche einen Impuls, „dabei vertraue ich, dass der von der Mannschaft selbst kommt“.
Der Kritisierte, Trainer Michael Köllner, sowie Kapitän Hanno Behrens und Sportvorstand Andreas Bornemann beantworteten anschließend auf der Bühne vorbereitete Fragen. Die Testspielergebnisse stellten ihn nicht zufrieden, erklärte der Oberpfälzer. „Sehr zufrieden bin ich aber mit dem Training dort.“ Liefere der Club am Sonntag im Heimspiel gegen Berlin ein gutes Spiel, „ist das Trainingslager vergessen“. Natürlich äußerte sich Bornemann auch zu möglichen Neuzugängen. „Wir haben dafür ein bisschen Luft im Haushalt gelassen.“ Intern spreche man aber davon, dass die auskurierten Langzeitverletzten wie Ewerton, Enrico Valentini, Eduard Löwen und Christian Mathenia als Neuzugänge zu werten seien. Außerdem sei der Wintertransfermarkt ein schwieriger: „Es hat Gründe, warum ein Spieler den Verein wechseln will: Etwa weil er keine Spielzeit beim Verein bekommen hat. Es ist nicht leicht, sich auf Bundesliganiveau zu verstärken.“ Im Grunde müsse es der Kern der Mannschaft allein richten.
Finanziell scheint es bergauf mit dem 1. FC Nürnberg zu gehen. Der neue zuständige Vorstand Niels Rossow stellte sich beim Neujahrsempfang den Sponsoren vor und hatte die Nachricht im Gepäck: "Das Jahr 2018 hat viel dazubeigetragen, dass der Club nahezu konsolidiert ist. Wir haben viele Verbindlichkeiten abgebaut und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, können wir demnächst über ein positives Eigenkapital berichten." Die Franken seien so gut wie über den Berg.
Er lobte den Weg, den unter anderem sein Vorgänger, Michael Meeske, eingeschlagen hatte: "Wenn wir weiter den Club auf wirtschaftlich gesunde Füße stellen, sind wir auch sportlich erfolgreich. Ich hoffe, dass die Mannschaft in der Rückrunde das Unmögliche möglich macht." Ruhe sei die Grundlage der Professionalität, die beim Club Einzug gehalten habe. "Intern wird kontrovers diskutiert, nach außen hin stehen wir geschlossen."
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