Der Spielerkreis nach Abpfiff der Partie dauerte ein klein wenig länger als sonst. Es schien, als ob der Club wieder eine eingeschworene Truppe hat. Die Fans auf den Rängen feierten das Remis gegen den Tabellenführer aus Dortmund wie einen Dreier. Die Steine, die dem neuen Trainer des 1. FC Nürnberg, Boris Schommers, am Montag gegen 22.30 Uhr vom Herzen gefallen sein müssen, waren wohl so groß wie Felsbrocken. Das 0:0 habe dem Club vielleicht keine Initialzündung gegeben, wohl aber viel Selbstvertrauen. "Für mich ist es ein Start und ich sehe, worauf ich aufbauen kann", sagte der 40-Jährige. "Was könnte schöner sein, als zum ersten Mal als Cheftrainer vor ausverkauftem Haus gegen diesen Gegner dieses Ergebnis einzufahren?"
Einen Impuls im Kampf um den Klassenerhalt hatte sich der Aufsichtsrat beim Club von der Entscheidung erhofft, als vor rund einer Woche erst Sportvorstand Andreas Bornemann und anschließend Trainer Michael Köllner ihren Hut nehmen mussten. Ausgerechnet vor der Partie gegen den aktuellen Tabellenführer aus Dortmund. Und siehe da: Der Club kämpfte am Montag mit einer fast schon vergessen geglaubten Leidenschaft - und wehrte sich mit Erfolg gegen den "tollen Offensivfußball" des Dortmunder Star-Ensembles (Schommers). Die Null blieb stehen. "Ich hatte in dieser Woche schon ein gutes Gefühl", erklärte Innenverteidiger Lukas Mühl. Was hat Schommers anders gemacht als Vorgänger Köllner? "Es war eine andere Spannung im Training", sagte Mühl. Auf dem Platz habe in den vergangenen Tagen mehr Freude am Spiel, Giftigkeit und Aggressivität geherrscht. Tim Leibold erklärte, dass Schommers versucht habe, der Mannschaft die Freude am Fußball zurückzugeben. Ob es nun letztlich am Coach lag? "Ich bin keiner, der im Nachhinein über einen Trainer spricht", sagte Mühl. "Vielleicht hat es in manchen Köpfen einen Umschwung gegeben, denn jeder hat mitgezogen."
In die gleiche Kerbe schlug Köllners Nachfolger. "Es macht keinen Sinn über etwas zu sprechen, das vor dem Wechsel war." Lieber redete Schommers vom Danach: "Ich habe gesehen, dass meine Mannschaft ihre Hausaufgaben gemacht hat." Dass es in der Partie an der einen oder anderen Stelle auch ein Quäntchen Glück brauchte, war dem Debütanten bewusst. "Wir haben den Punkt redlich verdient. Jetzt weiß ich: Wenn wir unsere Hausaufgaben erledigen, haben wir auch die Chance, gegen andere Gegner etwas mitzunehmen."
Den Zähler wollte Leibold daher nicht als ein Signal an die Konkurrenz verstanden wissen. "Das war einfach ein Punkt, der im Abstiegskampf wichtig sein kann." Denn trotz der zarten Hoffnung, die in Nürnberg nun vielleicht wieder herrscht, ist der Club immer noch Tabellenletzter. Am Samstag gastieren die Franken bei Mitaufsteiger Fortuna Düsseldorf. Ausgerechnet jener Verein, gegen den der Club im September zum letzten Mal einen Dreier in der Bundesliga geholt hat. "Ich hatte in den vergangenen Tagen das Gefühl, dass wir gegen Dortmund etwas erreichen können, wenn wir alle nur an einem Strang ziehen", sagte Schommers. Hoffentlich findet der Club den auch gegen die Elf von Friedhelm Funkel.
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