Der Südkoreaner Jae Sung Lee ist der erste Torschütze im Corona-Sonderspielbetrieb des deutschen Profifußballs. Bereits in der dritten Minute köpfte der Angreifer von Holstein Kiel sein Team beim 2:2 in Regensburg in Führung. Nach acht Wochen Zwangspause stand dieses Heimspiel für den SSV Jahn unter besonderen Vorzeichen: Keine Zuschauer, kein gemeinsames Einlaufen, kein gemeinsamer Torjubel, fünf Spielerwechsel pro Team und Maskenplicht für das etwa 300 Mann starke Notpersonal im Jahnstadion Regensburg. Zunächst deutete im Geisterspiel alles auf einen gruseligen Wiederbeginn für die Hausherren hin, doch auch nach der Corona-Unterbrechung gilt der Grundsatz: Egal, wie schlecht der Jahn spielt, abschreiben darf man ihn zu keiner Zeit.
Überraschende Jahn-Startelf
Jahn-Coach Mersad Selimbegovic wusste mit seiner ersten Post-Coronapause-Startelf durchaus zu überraschen: Charalambos Makridis, der Winter-Neuzugang aus Mönchengladbach, feierte sein Startelf-Debüt. Andreas Albers musste dafür auf die Bank. Jann George und Aaron Seydel fehlten wegen muskulärer Probleme gar komplett im Kader. Rückkehrer Sebastian Stolze rückte gemeinsam mit Erik Wekesser in die Jahn-Offensive, Oliver Hein verteidigte für den gelbgesperrten Benedikt Saller hinten rechts.
Im ersten Abschnitt zeigte sich, dass die Gäste von der Ostsee das technisch bessere Team stellen. Von der Intensität her war den Regensburgern die lange Pause zunächst nicht anzumerken. Erst nach etwas mehr als einer halben Stunde waren konditionelle Rückstände jedoch unübersehbar. Vor allem im Umschaltspiel oder beim Jahn-typischen Powerpressing klafften doch noch erhebliche Lücken im Verbund, die die versierten Kieler "Störche" immer wieder klug bespielten. Besonders die agilen Salih Özcan und Jae Sung Lee bekamen die Hausherren gar nicht unter Kontrolle. So war die Kieler 1:0-Pausenführung nach dem frühen Kopfballtreffer des Südkoreaners Lee nach einem Eckball samt Verlängerung dem Spielverlauf entsprechend (3.). Mehr als eine Möglichkeit für Oli Hein, der an "Störche"-Schlussmann Ionnis Gelios scheiterte, brachte die Jahn-Elf nicht zustande (20.).
Elfmeter in der Nachspielzeit
Nach der Pause wurde zunächst deutlich, weshalb die DFL den Fifa-Vorschlag auf fünf Wechsel pro Team dankend aufnahm. Der Kräfteverschleiß lähmte beide Teams, vom Schwung der ersten 30 Minuten war nichts mehr zu sehen. Insgesamt wechselten beide Trainer neun Mal. Als die Kieler einen Konter über Özcan und Lee zum 2:0 durch den gerade eingewechselten Finn Porath abschlossen, schien die Begegnung zugunsten der Gäste entschieden (58.). Zu wenig kam vom Jahn: Sowohl über die Flügel als auch aus dem Zentrum fehlten kreative Ideen, um die Kieler Hintermannschaft ernsthaft in Gefahr zu bringen. Doch die Moral der Jahn-Elf stimmt auch nach der langen Pause. Wie aus dem Nichts gelang Sebastian Stolze der Anschlusstreffer, schön in Szene gesetzt vom eingewechselten Marc Lais (74.). Und auch ohne die Unterstützung von den Rängen setzte dieser Treffer bei den ausgepumpt wirkenden Regensburgern doch noch einmal Kräfte frei. Der Lohn folgte in der Nachspielzeit, als Lais im Kieler Strafraum gefoult wurde. Joker Andreas Albers verwandelte den Strafstoß zum glücklichen Punktgewinn für den SSV Jahn (90.+2).
SSV Jahn Regensburg – Holstein Kiel 2:2 (0:1)
SSV Jahn: Meyer – Hein (88. Heister), Correia, Nachreiner, Okoroji – Stolze, Gimber (70. Lais), Besuschkow (70. Geipl), Makridis (59. Albers) – Wekesser (88. Derstroff), Grüttner
Kiel: Gelios – Thesker, Lee, Mühling (81. Ignjovski), Reese (57. Atanga), Özcan, van den Bergh (73. Seo), Iyoha (57. Porath), Wahl, Neumann, Meffert
Tore: 0:1 (3.) Lee, 0:2 (58.) Porath, 1:2 (74.) Stolze, 2:2 (90.+2/Foulelfmeter) Albers – SR: Martin Petersen (Filderstadt)
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