Jos Luhukay ist ein harter Hund. Am Dienstag um 10.30 Uhr mussten seine Profis auslaufen - nach dem Schaulaufen gegen den HSV. Nix von wegen Party am Kiez. Der Trainer des FC Sankt Pauli hatte nach dem 2:0 gegen den Hamburger SV keine ruhige Nacht. Gegen 3 Uhr schlief der 56-Jährige endlich ein: "Ich habe mir das Spiel zu Hause nochmal angeschaut. Ein Stadtderby mit so vielen Emotionen ist auch aus Trainersicht ein besonderer Moment in einer Karriere, den man so schnell nicht vergisst."
In der Tat war es ein historischer Erfolg im Stadtderby. Der letzte Heimsieg der Braun-Weißen lag über 59 Jahre zurück. Am 13. Februar 1960 hatte der Sankt Pauli den HSV in der Oberliga Nord mit 4:1 besiegt. Besonders bitter war die letzte Heimpleite der Kiezkicker gegen den Stadtrivalen mit 0:4 im März diesen Jahres.
Kein Wunder also, dass Spielern und Fans eine Zentnerlast von den Schultern fiel. "Hamburg ist braun-weiß" schallte es noch lange nach dem Abpfiff durch das seit Wochen ausverkaufte Stadion. Die Profis trugen ein XXL-Banner aus der Südkurve mit der Aufschrift über den Rasen.
Auf Instagram zeigte die Mannschaft Bilder einer euphorischen Kabinenparty. DJ spielte der frühere Profi des SSV Jahn Regensburg, Marvin Knoll. "Malle ist nur einmal im Jahr" - Ballermann am Millerntor. Knoll: "Es war einfach nur geil, die Fans haben uns getragen, auch am Schluss noch. Dieser Sieg heute ist vor allem für unsere Fans."
Mittendrin feierte auch Philipp Ziereis mit der Mannschaft. Der seit Januar diesen Jahres verletzte Innenverteidiger aus Schwarzhofen (Kreis Schwandorf) darf auf ein baldiges Comeback hoffen. "Ziere" bekam am Dienstag ebenso wie Stürmer Henk Veerman grünes Licht von den Mannschaftsärzten. An diesem Donnerstag können die beiden erstmals wieder komplett mit der Mannschaft trainieren.
Publikumslieblings und Wirbelwind Mats Møller Dæhli war komplett aus dem Häuschen: "Heute war extrem wichtig, die Stimmung war überragend. Ich bin noch immer etwas sprachlos. Die Fans haben gesehen, dass wir an unsere Grenzen gehen für ihre Werte." Gegenüber Oberpfalz-Medien sagte der Norweger, dass er keine Sekunde daran dachte, dass das Spiel noch in die Hosen gehen könnte - wie zuletzt nach dem 3:3 in Dresden, als ein 3:0 Vorsprung verspielt wurde: "Nein, wir haben weiter Gas gegeben. Ich habe immer an uns geglaubt."
Tristesse herrschte beim HSV, der beim Derby die mögliche Tabellenführung verspielte. Bester der Rothosen war der Adrian Fein, der vergangene Saison noch für Jahn Regensburg kickte. HSV-Trainer Dieter Hecking erwies sich einmal mehr als Gentleman und fairer Verlierer: "Aus sportlicher Sicht war das Werbung für die Fußballstadt Hamburg, weil wir ein tolles Derby gesehen haben. Sankt Pauli hat verdient gewonnen. "
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