Elf Fragen an Ilir Mujku (DJK Ursensollen)

Ursensollen
10.02.2022 - 14:22 Uhr
OnetzPlus

Der Stürmer des Fußball-Kreisklassisten verrät, warum er jahrelang ordentlich in die Mannschaftskasse einzahlte, und weshalb er elf Spieltage lang rosa Unterwäsche tragen musste.

Ilir Mujku.

Gut möglich, dass es seine letzte Saison ist: „Die 36 Jahre lügen halt nicht“, sagt Ilir Mujku und erzählt von seiner Schulter, die immer wieder auskugelte und nach dem neunten Mal im Jahr 2013 operiert werden musste. Damals fiel er eineinhalb Jahre aus, bis heute verzichtet er darauf, Einwürfe zu machen. Vor ein paar Monaten zog er sich dann einen Kreuzbandriss zu, der die Gedanken an ein Laufbahnende noch einmal verstärkte.

Mit dem Fußballspielen begann Mujku mit vier Jahren auf den Straßen von Pristina, der Hauptstadt Kosovos, aus der seine Eltern mit den drei Kindern 1993 vor dem Krieg flüchteten und in Haselmühl (Gemeinde Kümmersbruck) ihre neue Heimat fanden. Beim Kicken auf der Straße wurde auch sein Talent entdeckt. „Jugendleiter Anton Schuster vom ASV Haselmühl hat mich spielen gesehen – und ein paar Tage später hatte ich mein erstes Training dort,“ erinnert sich Mujku.

In der C-Jugend folgte der Wechsel zum FC Amberg. „Wir haben ihnen in der Bezirksoberliga den Aufstieg versaut. Ich erzielte zwei Tore und danach wollte Ambergs Trainer Helmut Haller, dass ich zum FC komme“, erinnert sich Mujku. Der sagte zunächst ab, doch Haller ließ nicht locker und stand ein paar Tage später vor der Haustüre: „Er sagte, pack’ deine Sachen zusammen, jetzt ist Training.“

Beim FC Amberg hatte er später auch ein paar Einsätze bei den Herren in der Landesliga, entschied sich letztlich aber dafür, mit weniger zeitlichem Aufwand ein paar Ligentiefer zu spielen: Mujku kehrte zurück zum ASV Haselmühl, ehe ihn Trainer Andy Wächter („ihn kannte ich von der Arbeit bei der Firma Grammer“) zum SV Inter Bergsteig Amberg holte.

Nach sieben Jahren dort folgten sieben Jahre beim SSV Paulsdorf – und nach seinem Umzug mit seiner Freundin nach Ursensollen spielt er seit Sommer 2019 bei der DJK in der Kreisklasse.

ONETZ: 1. Fußball ist für mich ...

Ilir Mujku: Leidenschaft pur! Seitdem ich vier Jahre alt bin, laufe ich dem Ball hinterher. Und auch sonst bin ich ein Fußballverrückter. Bei mir läuft im Fernseher nur Fußball. Gäbe es ein "Wer wird Millionär" mit Fußballfragen, ich würde auf jeden Fall die Million gewinnen.

ONETZ: 2. Ein Erlebnis in Ihrer Karriere, das Ihnen heute noch stinkt?

Ilir Mujku: Mit dem SSV Paulsdorf haben wir 2013 am Saisonende in der Bezirksliga gegen den SV Sorghof gespielt. Bei einem Sieg hätten wir es in die Relegation geschafft und die Chance auf den Klassenerhalt gehabt. Nach einer halben Stunde habe ich mir die Schulter ausgekugelt und wurde vom Krankenwagen abgeholt. Und als ich nach dem Einrenken aus dem Krankenhaus wieder zurückgekommen bin, waren wir schon abgestiegen. Das war ein doppelt schmerzhafter Abstieg.

ONETZ: 3. Welches Ritual pflegen Sie kurz vor einem Spiel?

Ilir Mujku: Eigentlich habe ich keines, aber es gab da mal die Sache mit einer rosa Unterhose. (lacht).Aus Spaß habe ich in der Kabine gesagt, dass ich sie wieder anziehe, wenn wir nicht verlieren. Die musste ich dann elf Spieltage tragen, bis wir endlich mal wieder verloren haben. (lacht) Aber sie wurde dazwischen jedes Mal gewaschen!

ONETZ: 4. Haben Sie einen Spitznamen? Warum gerade diesen?

Ilir Mujku: Früher konnten viele Mitschüler meinen Namen nicht aussprechen und haben "Ili" gesagt. Später, als ich für Bergsteig gespielt habe, hat mal ein Zuschauer reingerufen, "Ilac (ausgesprochen "Ihlatsch", Anmerkung d. Red.), zefix nochmal, mach' das Ding rein!" Der hatte vielleicht drei, vier Bier zu viel und Probleme mit der Aussprache. Und seitdem bin ich der Ilac. (lacht)

ONETZ: 5. An welches Spiel erinnern Sie sich heute noch gerne?

Ilir Mujku: Ganz klar, das Spiel in Rieden 2018, als wir 2:1 gewonnen haben und mit dem SSV Paulsdorf in die Bezirksliga aufgestiegen sind. Mit einer Mannschaft, der das niemand zugetraut hatte. Aber irgendwie hat es Trainer Sebastian Binner geschafft, aus 3 Alten und 15 Jungen ein Team zu bilden, das aufsteigen kann. Und danach gab's eine geile Party. So oft bin ich ja nicht aufgestiegen, das war wirklich ein schönes Erlebnis.

ONETZ: 6. Welchen Zuruf von Zuschauern können Sie überhaupt nicht leiden?

Ilir Mujku: Rassistische und beleidigende Zurufe gehören sich ganz einfach nicht. Da kann es schon passieren, das ich mal ausflippe und rauslaufe. Bei Bergsteig waren wir Spieler aus vielen Nationen, da war es zum Teil brutal, was wir uns anhören mussten.

ONETZ: 7. Mit welchem Vergehen bereichern Sie die Mannschaftskasse?

Ilir Mujku: Oh je. (lacht) Früher habe ich pro Saison locker 15, 16 Gelbe Karten wegen Meckerns bekommen. Das musst du erst mal schaffen in 26 oder 30 Spielen. (lacht) Da habe ich einige Kästen Bier spendieren müssen. Einmal habe ich sogar Gelb-Rot gesehen, beide Karten wegen Meckerns. Das kostete dann schon einen Hunderter. Ich bin aber inzwischen ruhiger geworden, mittlerweile brauche ich die Luft eher zum Laufen.

ONETZ: 8. Zu welchem Gegner fahren Sie am liebsten, zu welchem überhaupt nicht gerne?

Ilir Mujku: In Königstein spiele ich überhaupt nicht gerne. Ich glaube, dort habe ich noch nie gewonnen. Egal, mit welchem Verein. Ich habe dort einfach kein Glück. Gerne fahre ich ins Vilstal. Nach Haselmühl, Rieden und Ensdorf. Da habe ich noch nie verloren.

ONETZ: 9. Welche Fußballregel würden Sie ändern?

Ilir Mujku: Im Profibereich gehört sich der Videobeweis weg. Da dauert ein Spiel ja mittlerweile so lange wie beim Eishockey. Es gibt keinen Gesprächsstoff mehr, davor hast du dich wenigstens über den Schiri aufregen können. Bei den Amateuren würde ich nach fünf Ecken einen Elfmeter geben. In den unteren Ligen fallen nur wenige Tore nach Ecken. Irgendwie können wir das nicht (lacht).

ONETZ: 10. Ihre Rückennummer auf dem Trikot ist die 9. Warum?

Ilir Mujku: Früher hatte ich immer die 10. Weil Zinedine Zidane mein Vorbild war. Später wurde ich aus dem Mittelfeld in den Sturm gestellt. Mein damaliger Trainer in Haselmühl, Lutz Malich, hat mir den 9er gegeben – und seitdem spiele ich mit der 9. Vielleicht habe ich sie aber auch, weil zwei Ziffern auf dem Trikot für mich zu schwer sind beim Laufen. (lacht)

ONETZ: 11. Mit welchem bekannten Fußballer würden Sie gerne mal in einer Mannschaft spielen?

Ilir Mujku: Ich hätte gerne mal Maradona spielen gesehen. Für mich ist er der Beste aller Zeiten. Mit ihm und Ronaldinho hätte ich gerne mal in einer Mannschaft gespielt. Oder in einem Training mal in einem Kreis. Aber da wäre ich wahrscheinlich nie aus dem Kreis gekommen. Die haben Sachen mit dem Ball gemacht, da bricht sich ein normaler Mensch die Beine.

OnetzPlus
Oberviechtach03.02.2022
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.