Weiden in der Oberpfalz
09.03.2022 - 16:16 Uhr

Blue Devils Weiden versus die Lattas: Eklat auch vor dem Mannschaftsbus

Der Abgang der drei Lattas Ken, Nick und Louis vom Eishockey-Oberligisten Blue Devils Weiden sorgte vor etwa vier Wochen für großes Aufsehen. Jetzt erklären sich noch einmal die Beteiligten.

Der Abgang von Ken Latta (rechts) sorgte für viel Trubel bei den Blue Devils Weiden. Archivbild: Rudi Gebert
Der Abgang von Ken Latta (rechts) sorgte für viel Trubel bei den Blue Devils Weiden.

Von Sebastian Saradeth

Anfang Februar sorgten die Blue Devils mit der sofortigen Trennung von ihrem Sportlichen Leiter Ken Latta für einen Paukenschlag. Hatten die Oberpfälzer doch erst in der laufenden Spielzeit den Sprung aus dem Mittelfeld der Tabelle an die Spitze der Oberliga Süd geschafft.

„Das war eine volle Überraschung, die sich für mich gar nicht angedeutet hatte“, berichtete Ken Latta vergangene Woche im Gespräch mit der Fachzeitung Eishockey-News. Er wurde nach eigener Aussage am ersten Februar-Freitag vor dem Auswärtsspiel beim SC Riessersee vom Weidener Hauptgesellschafter Stefan Ziegler zu einem Gespräch in dessen Büro gebeten. Dort sei ihm – ohne konkrete Gründe zu nennen – seine sofortige Entlassung mitgeteilt worden. Auch in der dazu zwei Tage später herausgegebenen Pressemitteilung blieb der Verein eine Aufklärung schuldig und schrieb lediglich davon, dass „zwischen der Blue Devils Spielbetriebs GmbH und Latta keine Einigkeit zur langfristigen und strategischen Vorgehensweise erzielt werden konnte“.

Konkrete Gründe kannte Latta in der vergangenen Woche beim Gespräch mit Eishockey NEWS nach wie vor nicht, habe aber seit der Entlassung erfahren, dass „offenbar vor allem Trainer Sebastian Buchwieser mit mehreren seiner Transfers unzufrieden war und es deswegen vermehrt Diskussionen darüber hinter seinem Rücken zwischen Buchwieser, Ziegler und dem GmbH-Geschäftsführer Franz Vodermeier gab“.

Vodermeier wiederum wurde gegenüber Eishockey-News konkreter: „Wir sahen unseren langfristigen Plan und unser Konzept gefährdet.“ Wie in den vergangenen Monaten bereits mehrfach betont, soll der Eishockey-Standort über die kommenden Jahre hinweg nachhaltig ausgebaut werden. Wichtig ist den Verantwortlichen dabei auch der Einbezug des Nachwuchses, der in einigen Jahren das Rückgrat der Profimannschaft bilden soll. „Die Lattas hatten ihren Traum, in diesem Jahr gemeinsam den Aufstieg zu schaffen“, erzählte Vodermeier, der zugibt: „Wir haben uns zum jetzigen Zeitpunkt bewusst für unseren langfristigen Plan einer nachhaltigen Entwicklung des Clubs entschieden, auch wenn wir dadurch möglicherweise das Risiko eingehen, unseren kurzfristigen sportlichen Erfolg zu gefährden.“

Dass es schon in dieser Saison mit einer Spitzenposition klappt, kam für die Weidener Verantwortlichen etwas überraschend, wie Vodermeier erklärte: „Unser Ziel war es, in die Top Sechs vorzudringen. Im Idealfall vielleicht die Top Vier und damit das Heimrecht im Play-off-Achtelfinale zu erreichen.“ Gerade in der Hinsicht hatte auch Latta kein Verständnis für seine Entlassung: „Die Zielvorgabe war, eine Mannschaft zusammenzustellen, die im obersten Teil der Tabelle mitspielen kann. Das habe ich definitiv erreicht.“ Der 59-Jährige richtet seinen Blick sogar noch etwas voraus: „Nach den Verpflichtungen von Dominik Piskor und Mark Heatley sah ich uns für die Play-offs gut aufgestellt. Wir hatten genug Tiefe im Kader, um auf Verletzungen oder Corona-Ausfälle reagieren zu können.“

Außerdem steckte der gebürtige Kanadier – wie zu diesem Zeitpunkt im Jahr üblich – inmitten der Planungen für die neue Saison. „Ich hatte zwei Pläne, je nachdem, in welcher Liga wir nächste Saison gespielt hätten“, erläuterte Latta und führte weiter aus: „Unabhängig davon hatte ich schon Zusagen von Neuzugängen und wollte je nach Ligazugehörigkeit möglichst viele Spieler des aktuellen Kaders behalten.“

Ältester Kader der Oberliga

Gerade in diesem Zusammenhang finden sich weitere Gründe für die Entlassung, wie Vodermeier erklärt: „Wir haben einen der ältesten Kader der Oberliga und müssen schauen, dass wir diesen in den nächsten Jahren Stück für Stück verjüngen. In der DEL2 wären aufgrund der U21- sowie U24-Regel ohnehin weitere junge Spieler nötig. Diese Spieler sind in zwei, drei Monaten nicht mehr am Markt und müssen jetzt verpflichtet werden. Unsere Verantwortlichen waren sich bezüglich der Umsetzung dieser Regeln bei Herrn Latta unsicher.“ Und noch einen weiteren maßgeblichen Punkt führte der Weidener Geschäftsführer an: „Wir sahen das Gleichgewicht zwischen den Beratern und auch den Nationen, aus denen unsere Spieler kommen, zunehmend gestört. Als Verein sollte man immer versuchen, Spieler von verschiedenen Beratern im Kader zu haben.“ Latta wiederum kann diese beiden Argumente nicht nachvollziehen: „Ich hatte sehr wohl junge Spieler im Blick und war auch regelmäßig bei DNL-Spielen. Es ist aber schwierig, wenn man nicht weiß, in welcher Liga man nächste Saison spielt, entsprechende junge Spieler zu bekommen. Die U24-Regel wäre aber mit den geschlossenen Verträgen ohnehin erfüllt worden. Zum Thema Berater kann ich indes nur sagen, dass ich definitiv in Kontakt mit mehreren Agenten war und auch Spieler von verschiedensten Beratern verpflichtet habe.“

Eklat vor Mannschaftsbus

Nach der Entlassung von Vater Ken trennten sich die Blue Devils auch von dessen Söhnen Nick und Louis, die als Spieler für die Nordoberpfälzer aktiv waren. „Wir haben vor dem Spiel in Garmisch von der Entlassung unseres Vaters erfahren. Rund um das Spiel wurde das Thema aber vor der Mannschaft verschwiegen. Für mich persönlich war das eines der schwersten Spiele meiner Karriere“, berichtete Nick Latta. Nach der Partie kam es dann vor dem Mannschaftsbus und einem Teil der Weidener Delegation zum verbalen Eklat. Am Tag darauf gab es zwischen Vodermeier und Nick Latta ein klärendes Gespräch, in dessen Folge Latta nach eigener Aussage davon ausging, Profi genug zu sein und seinen Vertrag zu erfüllen. Dennoch erhielt der 29-jährige Angreifer am Montag darauf eine fristlose Kündigung von Seiten des Vereins. Genau wie sein Vater Ken hätte auch Nick noch einen Kontrakt in Weiden bis zum Ende der Spielzeit 2022/23 gehabt. Anders sein jüngerer Bruder Louis, der zunächst nur freigestellt war und dessen Vertrag zum Saisonende ausgelaufen wäre.

"Thema Weiden abhaken"

Aufgrund der fristlosen Kündigung war Nick Latta sofort frei für einen neuen Verein, der sich unter anderem aufgrund des leer gefegten Marktes sehr schnell finden ließ. „Das war einer der unkompliziertesten Wechsel meiner bisherigen Karriere“, erzählte Nick Latta, der sich schließlich für einen Transfer zu den Ravensburg Towerstars entschied. „Ich will das Thema Weiden jetzt einfach abhaken und freue mich, in einer Top-Organisation wie Ravensburg spielen zu dürfen“, so der ehemalige Erstligaspieler.

Bei seinem jüngeren Bruder dauerte es einige Tage, bis sich alle Parteien auf eine Auflösung des noch bestehenden Vertrages einigen konnten und auch er sich dem DEL2-Club Ravensburg anschließen konnte. Nach Nicks Worten musste er zuvor seine Klage gegen die fristlose Kündigung zurückziehen, damit der Verein auch Louis die Wechselfreigabe erteilt. Und Vater Ken? „Ich kann und will zu meiner Zukunft vor dem 14. März nichts sagen“, erklärte dieser selbst.

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Info:

Das ist Ken Latta

  • 18. Januar 2018: Ken Latta wird als Nachfolger von Milan Mazanec Trainer bei den Blue Devils.
  • 15. Januar 2020: Der Vertrag von Trainer Ken Latta wird um ein Jahr verlängert.
  • 4. Februar 2021: Ken Latta ist nur noch ausschließlich Sportlicher Leiter bei den Blue Devils. Sebastian Buchwieser wird neuer Trainer.
  • 7. Februar 2022: Die Blue Devils entlassen den Sportlichen Leiter Ken Latta.
  • 8. Februar 2022: Auch Lattas Söhne Nick und Louis spielen nicht mehr für die Weidener.
 
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