Nie zuvor hätte die DBB-Auswahl so viele NBA-erfahrene Spieler aufbieten können. Doch Moritz Wagner und Isaac Bonga (beide verletzt) sowie Isaiah Hartenstein und Maxi Kleber (beide verzichteten) werden bei der Heim-EM in Köln und Berlin nicht auflaufen. Die Entscheidung, ob der angeschlagene Daniel Theis spielen kann, fällt zudem erst am heutigen Mittwoch. Mit Tibor Pleiß, Paul Zipser und Robin Benzing sind weitere erfahrene Spieler vergangener Jahre ebenfalls nicht dabei.
Der Aderlass vorm ersten Spiel gegen Frankreich in der Kölner Lanxess-Arena (Donnerstag, 20.30 Uhr) scheint schwer zu wiegen. Doch Experten wie Landestrainer Gabi Ionescu sehen die Erfolgsaussichten der deutschen Mannschaft für das EM-Turnier trotzdem nicht schlecht. „Unser Team wäre mit allen NBA-Spielern zwar tiefer besetzt, aber nicht unbedingt stärker“, ist sich Gabi Ionescu sicher. „Auf den betreffenden Positionen sind wir sehr gut aufgestellt. Ein Paul Zipser in Bestform fehlt als Spielertyp da deutlich mehr.“
Chemie stimmt im Team
Auswahlcoach Ionescu, der mit dem Basketball Team Oberpfalz (BTO) in diesem Jahr Deutscher Vizepokalsieger (U16) wurde, sieht die Stärke des Kaders von Bundestrainer Gordon Herbert ohnehin in seiner Chemie und in seiner kompakten Spielanlage. „Die meisten Spieler sind in einem ähnlichen Alter, eine echte Generation, und haben schon länger zusammengespielt.“ Außerdem habe die Mannschaft Führungsspieler, die sie tragen können. „Ich freue mich darauf, Dennis Schröder und Daniel Theis, wenn er fit wird, zusammen spielen zu sehen. Und natürlich auf den 21-jährigen Franz Wagner, der als talentiertester Nachwuchsspieler der EM eingeschätzt wird.“
Ohnehin liegt das Augenmerk des Auswahlcoaches besonders auf Nachwuchstalenten wie Wagner, Deni Avdija (Israel) oder Theo Maledon (Frankreich). „Spieler wie sie können auch die jungen Spieler in der Oberpfalz motivieren, weil sie sich mit ihnen identifizieren.“
Für den Rumänen, der gerade mit den BTO-Teams in die nächste Phase der Saisonvorbereitung geht, ist die Europameisterschaft mit Spielen in Köln und Berlin ein Glücksfall, der dem Basketballsport hierzulande Auftrieb geben kann. „Wir sind mit der Bayernauswahl kommende Woche in einem Trainingscamp in Leverkusen und werden dabei auch die Gelegenheit nützen, uns ein Vorrundenspiel unserer Mannschaft ansehen“, erzählt Ionescu, der auch an eine erfolgreiche EM für die DBB-Auswahl glaubt. „Deutschland gehört für viele nicht zum engeren Kreis der Titelaspiranten. Die Leistungsdichte der Mannschaften ist meiner Meinung nach aber sehr ausgeglichen“, meint Ionescu.
Viele Titelanwärter
„Es gibt keinen eindeutigen Favoriten. Serbien mit Nikola Jokic, Top-Trainer Svetislav Pesic und eine bärenstarken Defensive hat vielleicht das kompletteste Team, Griechenland mit der Antetokounmpo-Familie spielt zielorientiert und pragmatisch und mit großer Leidenschaft und Frankreich punktet mit Athletik und Erfahrung. Dennoch können sich auch andere in den Vordergrund spielen“, betont der Trainer. „Unser Team hat sich zuletzt gegen Titelverteidiger Slowenien stark präsentiert und gezeigt, dass es an einem guten Tag auch solche Teams schlagen kann.“
Zunächst gelte es aber, die schwere Vorrundengruppe mit Bosnien & Herzegowina, Frankreich, Litauen, Slowenien und Ungarn zu überstehen. „Ungarn ist vielleicht der Außenseiter, aber sonst lässt sich über den Ausgang in der Gruppe wenig sagen“, findet Ionescu. „Fünf Spiele in sieben Tagen werden für alle schwer. Wenn unser Team dann ins Viertelfinale kommen sollte, ist alles möglich. Besonders mit den tausenden eigenen Fans im Rücken.“ Vielleicht gelingt es, nach 2005 wieder eine EM-Medaille nach Deutschland zu holen.




















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