Hype um Darts-WM und Gabriel Clemens: "Ich habe jedes Spiel angeschaut"

Weiden in der Oberpfalz
03.01.2023 - 17:07 Uhr
OnetzPlus

Gabriel Clemens ist in aller Munde. Mit dem Halbfinaleinzug bei der Darts-WM hat "Gaga" bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Und auch Darts-Sportler in der Oberpfalz sind hellauf begeistert.

Gabriel Clemens (links) scheiterte bei der Darts-WM erst im Halbfinale am starken Engländer Michael Smith.

Die Dartsfreunde Eslarn sind mit über 400 Mitgliedern der größte deutsche Darts-Verein. Kein Wunder, dass in der Grenzlandgemeinde besonders viele Fans während der Weltmeisterschaft vor dem Fernseher saßen und den deutschen Profis wie Florian Hempel, Martin Schindler und Gabriel Clemens die Daumen drückten. Einer von ihnen ist Hans-Jürgen Bauer. "Ich habe bei dieser WM eigentlich jedes Spiel angeschaut", berichtet der Mannschaftsführer des Eslarner BOL-Teams. Was er auch ganz normal findet, "wenn man wie ich ein großer Darts-Fan ist".

Dass die Deutschen, allen voran Clemens, so starke Leistungen hingelegt haben, kam für Bauer etwas überraschend. "Das Achtelfinale habe ich für möglich gehalten, aber das Halbfinale ist Wahnsinn", urteilt er über den Siegeszug von Clemens. "Um so weit zu kommen, musst du unglaublich viel trainieren." Das dem 39-jährigen "German Giant" der Finaleinzug verwehrt blieb, erklärt Bauer auch mit der psychischen Ausnahmesituation: "Darts ist zu 90 Prozent Kopfsache. Ich glaube, Clemens war zwar total fokussiert, aber auch ein bisschen nervös. Das ist aber ganz normal. Je weiter man in einem so wichtigen Turnier kommt, desto mehr gerät man auch unter Druck." Ob Clemens bis in die engere Weltspitze vorstoßen könne, müsse sich erst noch zeigen: "Er wird auf jeden Fall jetzt noch mehr von der Konkurrenz wahrgenommen." Fest steht für Bauer, dass die WM den seit längerem anhaltenden Hype um Darts noch einmal befeuern wird: "Wir haben im Verein bereits 65 Aktive und wissen manchmal gar nicht mehr, wohin mit so vielen Spielern".

Riesenlauf von Smith

"Die Weltmeisterschaft vor dem Fernseher zu verfolgen, ist ein Muss", findet auch Michael Weiß, Vorsitzender des Dartclubs Don Promillo's Rothenstadt. Die meisten WM-Abende hat er deshalb auch im Vereinsheim verbracht. "Wir sind so 20 bis 25 Vereinsmitglieder, die gemeinsam die Spiele angeschaut haben." Auch Weiß gibt zu: "Ich hätte nie gedacht, dass Gaga so weit kommt." Im Halbfinale habe Clemens nicht schlecht gespielt, aber letztlich sei sein Gegner Michael Smith einen Tick stärker gewesen: "Der hatte an diesem Abend einen Riesenlauf."

Der Chef der vor 25 Jahren gegründeten Don Promillo's hat den neuen deutschen Darts-Helden Clemens vor Jahren persönlich kennengelernt. Weiß beschreibt ihn als "ruhigen, zielstrebigen Spieler, den nichts aus der Fassung bringen kann." Dass Clemens auf dem Weg in die Top-Elite sei, erklärt Weiß als Ergebnis harten Trainings: "Er ist jetzt Vollprofi und konzentriert sich nur auf Darts." Für nichts Besonderes hält Weiß, dass "Gaga" die Hilfe eines Mentaltrainers in Anspruch nimmt: "Atemtechniken, Übungen zur Konzentrationssteigerung, das ist im Darts wichtig und normal."

Faszination Darts

Nicht unbedingt überrascht vom Siegeszug des Saarländers Clemens ist Stefan Schmidt. "Er hat ja schon das ganze Jahr über eine gute Saison gespielt", meint der Vorsitzende des 1. Steel-Dart-Vereins Amberg. "Dass er aber bis ins Halbfinale kommt, war so nicht zu erwarten". Auch Schmidt hat die Live-Übertragungen aus dem Londoner Ally Pally regelmäßig verfolgt, "jeden Abend, immer bis 24 Uhr". Die WM habe ihm einmal mehr gezeigt, was das Faszinierende am Darts sei: "Du brauchst geistige Stärke und die nötige Körperspannung. Sonst kannst du die Präzision nicht über ein so langes Turnier aufrechterhalten." Gerade für Kinder sei Darts ein toller Sport: "Du lernst ja dabei auch Kopfrechnen." Ob sich irgendwann ein Deutscher die Darts-Krone aufsetzen kann, hält Schmidt für möglich: "Clemens hatte heuer das Zeug zum Weltmeister, Smith war beim Scoring halt etwas besser. Vielleicht klappt's in den nächsten zwei bis vier Jahren mal mit dem Finaleinzug."

Einfach nur "froh" über die Leistung von "Gaga" ist Thomas Moller. Der Inhaber eines Dart-Pubs in Immenreuth sieht den Sport mit den Pfeilen immer mehr im Kommen. "Es berichten ja alle Medien über die Weltmeisterschaft. Was Clemens da geschafft hat, ist phänomenal." Vielleicht, so Moller, könne sich ein richtiger Boom entwickeln: "Wie einst im Tennis bei Boris Becker." Das Klischee, "die spielen beim Darts um Schnaps", müsse endlich raus aus den Köpfen der Leute: "Das ist ein ernstzunehmender Sport." An einen deutschen Titelträger glaubt Moller aber so schnell nicht: "Das wäre so, als wenn Venezuela die Fußball-WM gewinnen würde. Man muss sehen, dass in England Darts ein Schulfach ist." Dennoch glaubt Moller: "Von Clemens wird man noch viel hören."

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.