Sulzbach-Rosenberg
22.05.2018 - 17:42 Uhr

Stiber-Fähnlein will Kleinod bewahren: Pest-Gärtlein als Erbe

In einer geschichtsträchtigen Kommune stößt man vielerorts auf Zeugnisse vergangener Tage. Viele davon fallen jedem tagtäglich ins Auge. Andere fristen ihr Dasein eher im Verborgenen. Das Stiber-Fähnlein will mit dem Pest-Gärtlein ein solches Kleinod wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

Die St.-Nepomuk-Statue im Pestgärtlein am Annabergweg wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das soll sich bald ändern.  	Bilder:  Royer (2)
Die St.-Nepomuk-Statue im Pestgärtlein am Annabergweg wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das soll sich bald ändern. Bilder: Royer (2)

Das Areal am Annabergweg, das gegenüber dem Betriebsgebäude der Stadtwerke liegt, beeindruckt nicht durch seine Größe. Die nur etwa 150 Quadratmeter umfassende Fläche wirkt unscheinbar, kommt in ihrer aktuellen Nutzung als Parkplatz eher etwas öde daher. Auch als Lagerplatz für Baumaterialien musste dieser städtische Grund während des Feuerwehr-Neubaus herhalten. Und doch gehört der unscheinbare Ort zur Historie der Herzogstadt.

Wie Tanja Weiß, Vorsitzende des Stiber-Fähnleins, erwähnt, will ihre historische Gruppe schon bald das früher als Pestgärtlein bekannte Gelände optisch wieder aufwerten und mit Info-Tafeln auf die verheerenden Pestepidemien im Sulzbacher Bergland hinweisen. "Wir werden nun zunächst das Gespräch mit der Stadt aufnehmen und unsere Vorstellungen zur künftigen Gestaltung einbringen", erklärt Weiß.

Obwohl nicht genau datiert werden kann, wann an dieser Stelle ein Pestgärtlein angelegt wurde, ergaben Recherchen des früheren Stadtbaumeisters Rudolf Heinl doch genaue Hinweise auf die Nutzung dieses Geländes als Pestfriedhof außerhalb der Stadtmauern. Demnach konnte die Stadt der kurfürstlichen Regierung im Jahr 1776 beweisen, dass sich die Pestgrube nicht auf dem Gelände der Sauhülle (Standort Bauhof) befand, sondern auf dem Areal mit der heutigen Nepomuk-Statue gegenüber.

Respektloser Umgang

Was nun die Stiberer dort gestalten wollen, ließ Heinl in einem SRZ-Artikel vom 22. April 1981 ebenfalls nicht unerwähnt: "Bis Mitte der sechziger Jahre stand Johann Nepomuk inmitten eines von einem Holzzaun umgebenen gepflegten Gartens." Auch auf die weitere Entwicklung mit der Anpachtung der Fläche durch eine nahe gelegene Firma für die Nutzung als Parkplatz geht der vormalige Hobby-Heimatkundler ein. Für ihn war es damals ein sehr respektloser Umgang mit einem so geschichtsträchtigen Zeugnis.

"Wir nehmen dieses Erbe mit der Neugestaltung des Pestgärtleins gerne an, weil wir uns der Bewahrung unserer Stadtgeschichte verpflichtet fühlen", betont Tanja Weiß. Zu einem konkreten Zeitplan wollte sie allerdings gegenwärtig noch nichts sagen, die Gespräche zu den Plänen mit den Verantwortlichen bei der Stadt sollen aber so schnell wie möglich über die Bühne gehen. "Wir gehen schon davon aus, dass wir mit unseren Vorstellungen auf offene Türen stoßen, zumal die Thematik ja auch schon des Öftern im Stadtrat zur Sprache kam." Wie die Vorsitzende weiter erklärt, könnte sich ihre Gruppe die Einfassung der Fläche oder eines Teils davon, der auch die Nepomuk-Statue beinhaltet, mit einem Zaun vorstellen. Dazu käme die Begrünung und eventuell eine Anpflanzung mit Pest-Arzneipflanzen sowie Erläuterungen über die Pestseuchen in unserem Raum und die verschiedenen Pest-Heiligen auf Info-Tafeln. "Wir werden versuchen, das Unternehmen noch heuer in Angriff zu nehmen", ergänzt Tanja Weiß, die mit der Stiber-Gruppe ein unscheinbares Fleckchen so vor der Vergessenheit bewahren will. Zum Thema

Wir nehmen dieses Erbe mit der Neugestaltung des Pestgärtleins gerne an.Stiber-Vorsitzende Tanja Weiß

 
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