Die Vorweihnachtszeit war für mich als Kind immer unglaublich spannend. Plätzchenbacken mit Oma, Weihnachtsmärkte besuchen, die Wohnung dekorieren, Wunschzettel schreiben, Weihnachtsfilme gucken und schließlich das Highlight: Das Warten auf das Christkind. Wünsche für Geschenke hatte ich viele. Doch ob mir diese auch erfüllt würden, lag selbstverständlich am Christkind. Schließlich bekommen nur brave Kinder Geschenke, wurde mir zumindest immer erzählt.
Aber war ich auch brav genug? Und bringt das Christkind tatsächlich die richtigen Geschenke? Um auch wirklich sicherzugehen, musste ich natürlich schon immer vorab auf die Suche gehen. Hat das Christkind vielleicht schon etwas in Mamas Kleiderschrank gelegt? Ich musste nachsehen. Tatsächlich, im Schrank lagen Pakete drin, sogar eingewickelt in Geschenkpapier. War ich also doch ein braves Kind, dachte ich mir und unterdrückte das Verlangen, unter das Papier zu sehen.
Doch ehe ich in Versuchung kommen konnte, wurde ich bei meinen Spionagearbeiten gestört. Meine Mama warf wütend die Schranktüre zu und schubste mich hinaus aus dem Schlafzimmer. Natürlich musste ich mir auch anhören, dass wenn ich das wiederhole, gar kein Christkind zu Weihnachten kommt. Zum Glück für mich blieb es bei einer leeren Drohung und unter dem Christbaum lagen doch immer ein paar tolle neue Sachen.
Heute hat sich das Warten auf Weihnachten für mich sehr verändert. Plätzchenbacken mache ich immer noch gerne, aber so gut wie meine Oma das konnte, bringe ich das nicht hin. Wenn ich nach meinen Wünschen für Weihnachten gefragt werde, fällt mir oft nichts mehr ein. Schließlich habe ich schon viel zu viel Zeug. Die Weihnachtsmärkte haben immer noch einen gewissen Zauber für mich. Die Lichter, die Buden, der Geruch nach Punsch und gebrannten Mandeln in der Luft ist jedes Jahr aufs Neue herrlich. Nur die immer gleichen Weihnachtshits aus den Lautsprechern gehen mir jedes Jahr aufs Neue auf die Nerven.
Weihnachten selbst ist für mich inzwischen nicht mehr nur wegen der Geschenke schön. Natürlich freue ich mich, wenn was Schönes unter dem Baum liegt. Aber heute schätze ich andere Dinge mehr. Auch wenn es abgedroschen sein mag: Ich liebe es tatsächlich, das Fest einfach mit den Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind und mit ihnen gemeinsam in den Erinnerungen an frühere Weihnachten zu schwelgen und darüber zu lachen.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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