Um zur Arbeit zu kommen, fahre ich seit Januar fast täglich mit dem Bus. Denn was soll ich sonst machen, wenn die Bahnverbindung Weiden – Amberg unterirdisch schlecht ist? Und der Öko in mir die schlechte Umweltbilanz von Autos nicht mehr aus dem Kopf bekommt. (Wenn ich es ehrlich zugebe, sind es wohl eher die hohen Benzinpreise, die mich davon abhalten, viel Auto zu fahren.) Die Konsequenz: zwei Stunden Busfahren täglich. Jeweils eine früh und eine abends. Holprig, kurvig. Ich startete also eher missmutig in das Abenteuer „Pendeln“.
Die erste Fahrt geht entsprechend los: Der Bus kommt zu spät, weshalb ich mit Herzklopfen daran zweifele, dass ich an der richtigen Haltestelle stehe. Als er doch kommt, kann ich das Deutschlandticket auf meinem Handy nicht vorzeigen, da mir das Passwort meiner Bahn-App spontan entfallen war. Der Busfahrer glaubt mir nicht. Ich zahle ganze 8,80 Euro für die einfache Strecke.
Ich steige also schlecht gelaunt ein und suche mir einen Platz in dem unterkühlten Bus. Ich denke an das Auto, das zuhause steht. Es wäre günstiger, ich hätte eine halbe Stunde länger schlafen können, es wäre warm.
Ich hatte freie Platzwahl. „Nicht nach hinten setzen, sonst wird dir schlecht“, warnte mich früher immer meine Mutter. Lesen oder im Handy rumtippen fallen aus demselben Grund weg. Schon ein Blick reicht normalerweise und mir wird für den Rest der Reise übel.
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als aus dem Fenster zu schauen. Ich sehe morgens um 7.50 Uhr nicht viel. Aber die Lichter, die vorbeiziehen, sind schön. Dann um kurz nach acht wird der Himmel immer heller. Es hat schon fast was dramatisches, die ersten Sonnenstrahlen hinter den Wäldern aufgehen zu sehen. Dazu brummt der Bus rhythmisch, das Holpern ähnelt dem Schunkeln in einem Schaukelstuhl.
Ich bemerke: So schlecht ist das Busfahren nicht. Die Fahrt gibt mir eine Auszeit. In der Bahn scrolle ich meistens kopflos in meinem Handy, im Auto muss ich mich auf die Straße konzentrieren und ärgere mich über Leute, die zu schnell oder zu langsam fahren.
Im Bus aber muss ich gezwungenermaßen nichts tun. Dort kann ich so wunderschön meinen Gedanken nachhängen und die Naturspektakel der Jahreszeiten betrachten. Den Bus ziehe ich Zug und Auto mittlerweile vor.
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