Im Alltag tendiere ich ab und zu dazu, den Blick auf die kleinen Dinge zu verlieren. Doch genau die sind es doch, die das Leben ausmachen. Diese Mikro-Erlebnisse sind allerdings manchmal etwas versteckt und können sich hinter den nervigsten Tätigkeiten verbergen. Beim Autowaschen zum Beispiel. Gerade habe ich mit dem Schwamm das Fahrzeug von oben bis unten abgeschrubbt. Aber die Insekten an der Frontschürze sind ziemlich hartnäckig. Und als ich ganz kurz davor bin, sie einfach kleben zu lassen, überreicht mir mein Mitbewohner einen Fliegenschwamm. Und tatsächlich bekomme ich damit den Lack blitzeblank sauber. Über diese Kleinigkeit freue ich mich an diesem Tag besonders.
Oder als ich bei einer Fahrradtour plötzlich mitten auf der Wiese in meterhohem Gras stehe, weil der Weg hier scheinbar zu Ende, aber Umdrehen auch doof ist. Also fahre ich weiter – und bekomme eine Belohnung. Ich radle an der idyllischsten Teichlandschaft vorbei, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Beim allerersten Ausflug an den Badesee in diesem Jahr lasse ich meine Badekleidung absichtlich zu Hause. Weil der Weiher bestimmt eh noch viel zu kalt ist. Pustekuchen. Ich gleite mit dem Stand-Up-Paddle übers Wasser, das gefühlt Badewassertemperatur hat. Sekunden später springe ich einfach samt Klamotten in den Weiher. Danach fühle ich mich wirklich gut.
Und da gibt es diese eine Pflanze, eine Monstera, die ich mir schon so lange wünsche. Und eines Tages bekomme ich ein Foto geschickt mit der Nachricht: „Die Monstera hat bei mir keinen Platz mehr, willst du sie?“. Na klar! Yippie! Oder wenn die trällernde Musikbox eine unliebsame Aufgabe erträglicher macht. Weil feinsten Sand in Fugen der Garageneinfahrt kehren an einem schwülen Samstag wirklich keinen Spaß macht. Aber in Verbindung mit guter Musik finde ich die Kehrarbeit ziemlich witzig.
Schöne Erlebnisse gibt es in den gewöhnlichsten Situationen. Wenn ich Sand in Furchen verteile und kurzerhand eine Party draus mache oder bei der Fahrzeugwäsche fast aufgebe und der Insektenschwamm mir die Arbeit erleichtert. Oder ich in das vermeintlich kalte Wasser springe und eine tolle Zeit im wohlig-warmen Weiher habe. Wenn ich mit dem Rad den unkenntlichen Pfad entlang holpere und zur Teichidylle gelange. Oder die geschenkte Zimmerpflanze mir eine Riesenfreude bereitet. Für solche Situationen bin ich dann einfach dankbar. Das müssen sie sein, die winzigen und wunderbaren Alltagsmomente.
OTon
In der Kolumne "OTon" schreiben junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien über das, was ihnen im Alltag begegnet. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie sie die jungen Leute tagtäglich für die Leser aufbereiten, sondern um ganz persönliche Geschichten und Meinungen.
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