Deutschland und die Welt
22.05.2025 - 08:50 Uhr

OTon: Wie man mit zwei Pizzen (nicht) zum Milliardär wird

An der Börse lässt sich einiges über die Welt lernen, menschliche Abgründe inklusive. Im OTon schreibt Florian Bindl über seine ersten Erfahrungen mit Aktien, eine nette Ecke in New York und den schlechtesten Pizza-Deal aller Zeiten.

An der New Yorker Wall Street in Lower Manhattan lässt sich viel verdienen, verlieren und über die Welt mitsamt ihrer Abgründe lernen. Archivbild: Florian Bindl
An der New Yorker Wall Street in Lower Manhattan lässt sich viel verdienen, verlieren und über die Welt mitsamt ihrer Abgründe lernen.

Auf den zwei Pizzen von Laszlo Hanyecz waren Oliven und Peperoni. Ziemlich viele sogar, die Pizzen fettig und American, wenn man den Bildern im Internet glauben darf. Fast auf den Tag 15 Jahre ist es her, dass der US-Amerikaner sich ein Abendessen bei der Kette Papa John's bestellt hat, am 22. Mai 2010. Warum bitte ist das interessant? Eine Liefer-Pizza aus Florida? Gute Frage. Die Geschichte gehört zu den bislang wohl absurdesten des 21. Jahrhunderts.

Seit der Corona-Pandemie interessiere ich mich, mal mehr, mal weniger, für die Börse. Sie erinnern sich bestimmt: Man hatte damals verdammt viel Zeit. Zumindest wenn man nicht zu den Montags-Schreihälsen oder den Telegram-Piraten gehörte.

ETFs (die Fonds für Einsteiger), Aktien (für Fortgeschrittene) oder Kryptowährungen (für Verrückte), es ist ja alles ganz spannend. Man lernt einiges über das Zusammenwirken von Macht und Geld, somit über menschliche Abgründe. Rauf und runter. König Trump postet hier, dort schießt der Kurs nach oben. Für ihn und seine Finanz-Freunde regnet es Geld. (Man wird doch wohl noch einen Privatjet als Geschenk von einer fremden Regierung annehmen dürfen!) Mafiöses Lumpenvolk.

Dass ich jetzt besonders viel von der großen Finanzwelt verstünde, würde ich nie behaupten. Wer könnte das schon? Immerhin habe ich schon mal an der Wall Street in New York Aktien verkauft. Also naja, an der Mauer des Gebäudes lehnend, vor den Absperrgittern der Stock Exchange, Ecke Wall Street/Broadway. War ein Fehler, falscher Zeitpunkt, aber hey, New York City!

Wie Laszlo aus Florida, und damit zurück zu seiner Geschichte, ging es mir noch nicht, zum Glück. Er hat den vielleicht verständlichsten und doch größten Fehler der neueren Börsen-Geschichte gemacht. In der Frühphase der Kryptowährungen besaß er 10.000 Bitcoins, also des wohl bekanntesten digitalen Spekulationsobjektes. Er nutzte als erster Mensch sein Krypto-Vermögen als Zahlungsmittel, weil er neugierig war, ob es klappt, und kaufte sich: die zwei Peperoni-Pizzen.

Hätte Laszlo Hanyecz seine Coins behalten, die Pizzen in Dollar bezahlt und den gigantischen Anstieg des Bitcoin-Werts abgewartet, er wäre heute steinreich. Ein einziger Bitcoin ist heute gut 90.000 Euro wert. Kopfrechnen: Statt zweier Pizzen lägen auf dem Konto des US-Amerikaners jetzt Coins im Gegenwert von fast einer Milliarde Euro.

Die Moral von der Geschicht': Laszlo Hanyecz führt, nach allem was bekannt ist, kein unglückliches Leben. Er hat eine Frau und Kinder, lebt als Programmierer noch immer in Florida und ist zur Internet-Berühmtheit geworden. Am 22. Mai, dem Tag von Laszlos Pizza-Bestellung, feiert die Bitcoin-Community jedes Jahr den "Pizza Day".

Geld allein macht also gewiss nicht glücklich. Schon gar nicht an der Börse. Lernen lässt sich dort aber einiges. Etwa darüber, wie sehr sich die Welt seit 2010 verändert hat. Darauf eine Pizza, bezahlt in Euro.

Wegen Pizza-Hungers kann schnell eine Milliarde Euro durch die Lappen gehen - wenn man zum falschen Zeitpunkt die falsche Währung nutzt. Die Kurve zeigt die Entwicklung des Bitcoin seit 2010. Symbolbild: Christin Klose/dpa; Bildmontage: Marina Gube
Wegen Pizza-Hungers kann schnell eine Milliarde Euro durch die Lappen gehen - wenn man zum falschen Zeitpunkt die falsche Währung nutzt. Die Kurve zeigt die Entwicklung des Bitcoin seit 2010.
Info:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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