Wie man ganz leicht die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, bei einem Autounfall zu sterben? Den Gurt nicht anlegen ist eine Option – oder einfach eine Frau sein. Denn Autofahrerinnen sterben laut Daten der US-Verkehrssicherheitsbehörde mit höherer Wahrscheinlichkeit als ihre männlichen Mitfahrer, wenn es zu einem Unfall kommt. Der Grund dafür ist so einfach wie traurig: Sicherheitssysteme in Fahrzeugen werden häufig gar nicht an Frauenkörpern getestet.
Oft werden einfach nur kleinere "Männerkörper" in Crashtests eingesetzt. Dabei unterscheiden sich Körper in mehr als nur Größe und Gewicht. Auch der Schwerpunkt spielt beispielsweise eine Rolle. Um das zu testen, genügt eine Streichholzschachtel. Wer nicht weiß, wovon ich rede oder noch eine gute Beschäftigung für die Familienweihnachtsfeier braucht: Streichholzschachtel auf den Boden stellen und sich im Abstand einer Armlänge auf den Boden knien. Hände hinter den Rücken und nach vorne beugend versuchen die Streichholzschachtel mit der Nase zu berühren. Frauen gelingt's, Männern nicht. Der erste, richtige, weibliche "Crashtest-Dummy" wurde übrigens erst 2022 eingeführt.
Als ich davon in diesem Jahr las, konnte ich es gar nicht glauben. 2024 und die Sicherheit von Frauen wird immer noch hinten angestellt? Verfängt man sich einmal in dem Thema, tauchen immer mehr Kleinigkeiten auf, wie Frauen nach wie vor gegenüber Männern im Alltag benachteiligt werden. Viele davon waren mir selbst gar nicht bewusst. Schon mal von der "Pink Tax", der "pinken Steuer", gehört? Es ist keine tatsächliche Steuer, sondern beschreibt das Phänomen, das Frauen häufig mehr für das gleiche Produkt bezahlen müssen als Männer, einfach nur wegen einer "weiblichen" Vermarktung oder ("pinken") Verpackung. Häufig trifft das auf Preise beim Friseurbesuch oder auf Kosmetikartikel, wie Rasierschaum, Duschgel und Co., zu.
In diesem Jahr machte zudem ein freiverkäufliches Medikament gegen Bauchschmerzen und Krämpfe Schlagzeilen wegen der "Pink Tax". Die exakt selbe Tablette mit der gleichen Dosierung steckte der Hersteller in eine pinke statt grüne Verpackung. So sollten Frauen angesprochen werden, die ein Medikament beispielsweise gegen Menstruationsbeschwerden suchten. Wurden sonst 70 Cent pro Tablette fällig, waren es in der pinken Version 82 Cent. Ich glaube, ich muss nicht kommentieren, wie absurd und unfair das ist. Nach öffentlicher Kritik hat der Hersteller immerhin den Preis nun wieder gesenkt. Zugegeben: Das war nun ein wenig festlicher OTon, so kurz vor Weihnachten. Dafür aber einer, der mir umso wichtiger war.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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