24.02.2022 - 09:15 Uhr

Instagram als Maßstab des eigenen Glücks?

Das Erste, was viele morgens machen: Instagram checken. Das Letzte, was sie abends tun: Instagram checken. Die Autorin Wiebke Elges hat sich eine Auszeit davon genommen und eine Veränderung bei sich festgestellt.

Autorin Wiebke Elges hat festgestellt, dass ihr die App Instagram nicht gut tut. Symbolbild: Robert Günther/dpa
Autorin Wiebke Elges hat festgestellt, dass ihr die App Instagram nicht gut tut.

Muskulöse Körper am Pool, Sonnenuntergänge in Farben, die man in Deutschland noch nie gesehen hat, perfekt synchronisierte Tänze, schillernde Raves in Berlin oder Fotos von dampfenden Kakaotassen vor einer verschneiten Winterlandschaft – das alles begegnet mir, wenn ich abends vorm Schlafen durch Instagram scrolle. Jeder auf dieser Plattform scheint das perfekte Leben zu führen, ein aufregendes Leben. Und was mache ich? Ich liege in meinem Bett in einer Kleinstadt in Deutschland. Alles, was mir bleibt, ist mich im Schlaf an all diese Orte auf Instagram zu träumen. Aber klappt das?

Die Antwort ist Nein. Nachdem ich die App geschlossen habe, macht sich in mir ein eher ungutes Gefühl breit, ein Gefühl von Neid. Wie ich finde, eines der unschönsten Gefühle. Ich frage mich: Was machen all diese Menschen anders? Warum bin ich nicht gerade auf einem Abenteuer durch den Dschungel auf Bali und übernachte in einer einsamen Bambushütte? Ohne eine Antwort darauf zu finden, schlafe ich also ein.

Am nächsten Morgen öffne ich beim Aufwachen wieder reflexartig Instagram und werde wieder schmerzhaft daran erinnert, dass mir mein eigenes Leben ziemlich öde vorkommt. Aber ist das wirklich so? Was ich nämlich immer wieder vergesse: Instagram ist eine Scheinwelt, die aus vermeintlich perfekten Momenten besteht. Ob sich das verliebte Pärchen auf dem Foto nicht vielleicht im nächsten Moment doch gestritten hat, verrät Instagram natürlich nicht.

Um dieser Scheinwelt mal eine Weile zu entfliehen, entschloss ich mich also vor ein paar Wochen zu einem Instagram-Detox. Das bedeutet: Keine Zeit mehr mit inszenierten Fotos von Influencerinnen und Influencern verschwenden. Eine Auszeit. Mich mehr auf mich und mein Leben konzentrieren. Zu Beginn fiel mir das allerdings ziemlich schwer. Es viel mir schwer, nicht in jeder Sekunde, in der ich mal nichts zu tun hatte, das kleine lila Instagram-Symbol auf meinem Handy anzutippen. Unbewusst passierte mir das anfangs immer wieder. Und immer wieder schloss ich die App dann schnell wieder.

Bereits nach wenigen Tagen fiel mir allerdings auf, dass ich mich besser fühlte. Irgendwie freier. Ich konnte mich mehr auf mich konzentrieren und es ging nicht mehr nur darum, was andere für ein tolles Leben führen. Ich merkte: Die Auszeit tut mir gut.

Mittlerweile bin ich zwar wieder ab und zu auf Instagram, allerdings lasse ich die bunten Bildchen nicht mehr zum Maßstab meines eigenen Glücks werden.

Deutschland & Welt11.11.2021
Hintergrund:

OTon

    Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.

 
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