Oberpfalz
21.09.2023 - 14:55 Uhr

Früher verpönt, heute cool: "Nerd" sein

Was früher noch als "uncool" galt, wird heute endlich in der Gesellschaft toleriert. Dominik Mark erzählt über das Leben als "Bücherwurm", "Stubenhocker" und "Computerfreak".

Ach ja, was war das damals doch für eine schöne Zeit, als man jeden Nachmittag seine liebsten Trickfilme anschauen konnte, nachdem die Hausaufgaben erledigt waren. Zudem hatte ich noch etliche Stunden gemütlich vor der Nintendo-64-Videospielkonsole oder dem Game Boy verbracht, Comics gelesen und meine Pokémon-Karten einsortiert. Daran erinnere ich mich auch heute noch sehr gerne zurück. Woran ich mich nicht gerne zurückerinnere sind die Momente, in denen ich ausgegrenzt wurde, da ich Sachen mochte, die andere als kindisch oder "uncool" betrachteten. So tat ich das immer im geheimen Stillen, mit einigen wenigen Freunden, die auch diese Leidenschaften des "Nerd"-Daseins teilten. Damals waren Begriffe wie "Bücherwurm", "Stubenhocker" und "Computerfreak" an der Tagesordnung, wenn man lieber Zeit alleine mit einem Buch, vor dem Fernseher oder PC-Monitor verbrachte. Ich schämte mich im Prinzip für meine Leidenschaft, die mir viel bedeutete. Irgendwann gab ich meine Interessen auf, um zum Beispiel beim anderen Geschlecht besser anzukommen oder damit ich selbst von mir dachte, ich wäre "erwachsener" oder reifer, ich würde von der Gesellschaft mehr akzeptiert werden.

Heutzutage sieht die Sache glücklicherweise anders aus. Über die Jahre ist es "salonfähig" geworden, wenn man auf Videospiele steht und darüber diskutiert, sich an einem Tag eine komplette Staffel seiner Lieblingsserie reinzieht, Comics, Action-Figuren, Pokémon-Karten und Filme sammelt. Besuchermassen füllen ganze Messehallen, wodurch das eigene Hobby zu einem kollektiven Erlebnis wird. Ich schäme mich nicht mehr, wenn ich ganz stolz und voller Begeisterung von meinen liebsten Filmen und Videospielen erzähle. Ich schäme mich nicht mehr, wenn ich alleine ins Kino gehe, um einen tollen Film ein weiteres Mal zu erleben. Für mich ist es normal, ich brauche mich nicht zu verstellen, weil es so viele Gleichgesinnte gibt. Einige meiner besten Freunde sehe ich selten, doch für ein paar Runden in einem Online-Videospiel ist immer Zeit. Sie verstehen mich, da wir uns ähnlich sind und niemand über den anderen urteilt.

Info:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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