Oberpfalz
13.04.2023 - 07:39 Uhr

Haus, Hochzeit, Kind – will ich nicht

Volontärin Lisa Sebald ist vergangenes Jahr Patin geworden. Doch eigene Kinder stehen nicht auf ihrer Wunschliste. Was sie stattdessen für ihr Glück braucht, erzählt sie im OTon.

Ein Leben ohne Stress und Schulden – das wünscht sich Volontärin Lisa Sebald. Symbolbild: kieferpix – stock.adobe.com
Ein Leben ohne Stress und Schulden – das wünscht sich Volontärin Lisa Sebald.

Ich habe bald Geburtstag – und das letzte Mal steht eine 2 vorne dran. Während viele meiner Freunde bereits geheiratet, eine Familie gegründet und ein Haus gekauft haben, habe ich nichts von all dem. Und das ist auch gut so. Ich gebe zu, als Kind und Jugendliche hatte ich auch diesen Gedanken "Später, wenn ich erwachsen bin, finde ich meine wahre Liebe, heirate und bekomme zwei oder drei Kinder." Doch jetzt – kurz vor meinem 30. Lebensjahr – merke ich, dass ich in Kind, Ehering und eigener Immobilie mein Glück nicht finde. Versteht mich nicht falsch, wer sich für Heirat, Haus und Kind entscheidet, hat recht, solange es dessen Wunsch ist.

Mich persönlich machen aber andere Dinge glücklich, vor allem Reisen, Musik und Konzerte sowie Essen gehen – und wie soll ich all das genießen, wenn ich mich 24 Stunden, sieben Tage die Woche um ein kleines Wesen kümmern muss? Oder laufende Kosten für einen Kredit habe sowie Neben- und Reparaturkosten? Der spontane Besuch im Lieblingsrestaurant mit Vor-, Haupt- und Nachspeise ist da nicht mehr drin. Ich habe zudem keine Lust, mein bereits angespartes Geld für eine Hochzeitsfeier oder einen Kinderwagen auszugeben. Und ja, Babyausstattung ist teuer, denn nicht alles lässt sich im ländlichen Raum Second Hand finden.

Leider werden meine Äußerungen nicht von allen akzeptiert, vor allem die Familie sieht einen anderen Lebensweg für mich vor. "Das sagst du jetzt, aber in fünf Jahren fühlst du ganz anders" oder "Jede Frau hat das Bedürfnis, schwanger zu werden. Das liegt in ihrer Natur" – Aussagen wie diese ignoriere ich mittlerweile einfach nur. Und Fragen, wie "Wo ist denn der Ehering am Finger?" beantworte ich nicht mehr, weil ich Diskussionen Leid habe. Vielleicht macht es meine Oma, Mama oder Schwiegermutter unglücklich, keine kleinen Lisas aufwachsen zu sehen. Aber würde es sie wirklich glücklich machen, wenn zeitgleich ihre Enkelin, Tochter und Schwiegertochter unglücklich ist, weil sie nicht das Leben führen kann, was sie eigentlich führen möchte? Ich bezweifle es.

Ich bin froh, dass ich einen Freund an meiner Seite habe, der hinter meinen Entscheidungen steht und so tickt wie ich. Und das gibt mir bei dem ganzen Druck von außen besonders viel Halt. Und auch wenn wir weder Kinder noch Haus möchten – zur Ehe sage ich nicht endgültig "Nein", nur eben aktuell. Denn wenn es eine Hochzeit geben soll, braucht es im Anschluss auch eine fette Party – mit fettem Buffet! Denn wie bereits angesprochen, sind Musik und Essen Dinge, die mich glücklich machen.

Hintergrund :

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.

 
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