Leben ist ein Kontinuum im steten Wandel

Im Song "What's my age again" von Blink-182 heißt es "Nobody likes you when you're 23". Das ist bei mir schon sieben Jahre her. Ich bin jetzt 30. Der Song hat die 23 auch überschritten, er ist nämlich 24 Jahre alt. Wenn ich an mein 15-jähriges Ich zurückdenke, dann würde ich ihm gerne sagen, dass es sich einerseits in der Schule mehr anstrengen soll und andererseits netter zu den Menschen in seinem Umfeld sein soll. Aber so klug war der Vergangenheits-Wolfi nicht.

Bis heute weiß ich nicht, wie ich es geschafft habe, mein Abi zu bekommen. Erst im Studium habe ich begriffen, wie spannend, erfüllend und bereichernd es ist, sich zu bilden. Ich hoffe, dass ich heute, mit 30, einen Großteil der Lücken geschlossen habe, die ich mir während der Schulzeit selber eingebrockt habe. Ich hätte es so viel einfacher haben können. Hatte ich aber nicht. Wie oft war ich als pubertierender Teenager unausstehlich gegenüber meiner Familie, wie oft habe ich über andere in meinem Alter mitgelacht, wenn die gerade in solchen Situationen jemanden gebraucht hätten, der ihnen die Stange hält. Das bereue ich heute sehr. Aber ich kann es nicht mehr ändern, nur versuchen, es heute besser zu machen.

Zeit ist komisch. Sie betrifft uns alle. Wir können sie begreifen, aber nicht greifen. Als ich 15 war, kamen mir Leute, die 30 waren, steinalt vor. Heute fühle ich mich noch wie der 15-jährige Wolfi. Ich bin derselbe, aber trotzdem ganz anders. Mein Leben seitdem, das Glück und die schlimmen Erfahrungen, haben mich geprägt. Leben ist ein Kontinuum im steten Wandel. Das Ramones-Shirt, das ich zum 15. bekommen habe, trage ich heute noch. Die Kette, die mir meine verstorbene Oma mit 20 geschenkt hat, als es mir schlecht ging, ebenso.

Ich glaube nicht an Schicksal und nicht, dass Dinge aus einem bestimmten Grund passieren. Dafür sind wir, gemessen an der Unendlichkeit des Universums, zu unbedeutend. Bezogen auf das Alter der Welt ist unsere Lebensspanne, samt unserer eigenen Welt, nicht mal ein Wimpernschlag. Trotzdem weiß ich, würde ich heute als 30-Jähriger mit guten Ratschlägen für einen 15-Jährigen um die Ecke kommen, ich würde in den meisten Fällen einfach nur als komischer Kauz abgetan. Ein bisschen traurig, aber auch unglaublich witzig. Leben ist ein Kontinuum im steten Wandel.