Weihnachten – das Fest der Liebe, der Besinnlichkeit und des Friedens. Oder wie ich es auch nenne: das Fest der blinkenden Lichterketten, der Streitigkeiten und des Geldausgebens. Als Kind habe ich Weihnachten geliebt. An Heilig Abend wurde ich, wenn es draußen dämmerte, in mein Kinderzimmer geschickt und durfte erst wieder ins Wohnzimmer gehen, wenn ein Glöckchen erklang. Oh, das Christkind war da und es hat Geschenke mitgebracht! Meine Eltern haben nicht viel dekoriert, aber ein Baum und ein Adventskranz waren immer da. Es gab Plätzchen, an Heilig Abend Fisch und an den Weihnachtsfeiertagen Gans. Es war gemütlich.
Doch als Erwachsene fühlt sich Weihnachten ganz anders an. Fragen, wie "Wann heiratest du?", "Wann bekommst du endlich Kinder?" und "Wann isst du endlich wieder Fleisch?" wurden mir als Kind an der Festtafel nicht gestellt. Auch bei der Planung der Feiertage konnte ich mich, als ich klein war, sorglos entziehen. Jetzt, als Erwachsene, soll ich am besten schon im August sagen, was ich als Vor-, Haupt- und Nachspeise essen will und natürlich was ich mir zu Weihnachten wünsche. Eigentlich freue ich mich über Geschenke und ich beschenke auch gerne, aber an Weihnachten ist es manchmal wirklich sinnlos. Beispiel: Ich wünsche mir von einer Person ein Buch für 20 Euro und schenke dieser Person etwas für 20 Euro, was sie sich gewünscht hat. Logisch ist das nicht. Und was schenkt man einer Person, die wunschlos glücklich ist? Das Bummeln in Läden macht in der Adventszeit keinen Spaß: Zeitdruck und zu viele Menschen um einen herum. In der Vergangenheit wurden meine Wünsche auch manchmal nicht akzeptiert. "Was, du willst einen Gutschein? Finde ich blöd. Lass dir was anderes einfallen."
Mein Freund und ich haben uns dieses Jahr mit der Familie zum ersten Mal darauf geeinigt, uns gegenseitig nichts zu schenken. Dafür gibt es eine Spende an das Tierheim. Denn: unnötige Stressfaktoren vermeiden – das ist ab sofort mein größtes Ziel in der Weihnachtszeit. Damit ich die Dinge genießen kann, die ich im November und Dezember mag: Adventskalender für Freunde basteln (Die Türchen-Inhalte sammle ich schon seit Monaten in einer Kiste, der Rest wird mit Süßigkeiten aufgefüllt), eigene Adventskalender-Türchen öffnen (Ja, mit 29!), Plätzchen essen (nicht backen), die blinkenden Lichterketten und Weihnachtsfilme anschauen.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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