In eine Kolumne, in der junge Leute über ihren Alltag schreiben, scheinen Demenz und Alzheimer auf den ersten Blick nicht recht hineinzupassen: Wer das Wort „Alzheimer“ hört, denkt schließlich meist zunächst an alte, verwirrte Menschen, die ihre Kinder, Enkel oder Partner nicht mehr erkennen. Doch Demenz bedeutet nicht immer gleich ein solches Schreckensszenario. Viel wahrscheinlicher ist der vergessene Friseurtermin. Die Schublade, in der plötzliche alle "verlorenen" Gegenstände der vergangenen Wochen liegen. Die Nachbarin, die schon seit Monaten hier wohnt, aber bei jeder Begegnung wieder eine Fremde ist.
Man sollte sich für eine Krankheit wie Alzheimer nicht schämen müssen – und trotzdem berichten viele Betroffene vom Gegenteil. Weil Menschen nicht immer Verständnis haben für gebrochene Regeln und Konventionen. Weil oft Toleranz für Dinge, die die Gesellschaft als "unpassend" einordnet, fehlt – da kann der Grund noch so medizinischen Ursprungs sein. Weil Zeit und Geduld oft Mangelware sind, sind viele Symptome oft nur ein Grund für verständnislose oder genervte Blicke.
Dabei haben allein in Deutschland 1,2 Millionen Menschen Alzheimer. Es ist die häufigste Form der Demenz und macht rund zwei Drittel aller Demenz-Fälle aus. Laut Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (über 65 Jahre) im Jahr 2030 auf bis zu 1,9 Millionen ansteigen und im Jahr 2050 bis zu 2,7 Millionen erreichen. Auch junge Leute sollten sich deshalb lieber früher als später mit der Krankheit auseinandersetzen – in Zukunft werden immer mehr Menschen in ihrem Umfeld mit dieser Diagnose leben. Für Betroffene und ihre Angehörigen macht es einen riesigen Unterschied, wie Menschen mit der Krankheit umgehen. Denn: Nur weil Erinnerungen verschwimmen und die Orientierung wackelt, heißt das nicht, dass die Freude am Leben verschwindet.
Und: Je mehr wir verstehen, desto besser können wir reagieren. Umso einfacher wird es, gelassen zu bleiben, Verantwortung zu übernehmen und auch mal über Vergessenes zu lachen. Denn bei all den Schreckensszenarien hört man eines viel zu selten: Das Leben mit Alzheimer muss – sowohl für Betroffene als auch für Angehörige – nicht furchteinflößend sein. Es erfordert ein bisschen Arbeit, etwas Glück und viel Geduld. Aber es geht. Sagen Sie's weiter!
Hintergrund
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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