Ich bin Ende 20 – ein Alter, in dem jeder meiner Freunde an einem anderen Punkt in seinem Leben steht. Die einen sind verlobt, andere bereits verheiratet und wieder andere auf der Suche nach dem passenden Partner. Von Studium, Nine-to-five-Job über Schichtarbeit – da ist alles dabei. Im Grunde ist jeder mit seinem eigenen Leben beschäftigt. Dass man da nicht ständig Kontakt hat und sich kaum noch sieht, ist völlig verständlich. Jeder hat schließlich seine eigenen Prioritäten und einen anderen Tagesrhythmus.
Umso wichtiger ist es, Freunde zu haben, die genau diesen Punkt verstehen. Freunde, die nicht sauer sind, wenn man sich monatelang nicht meldet. Freunde, denen man trotzdem bei jedem Problemchen schreiben kann und einem helfen. Freunde, mit denen sich ein Treffen so anfühlt, als hätte man sich erst gestern gesehen oder gesprochen, selbst nach Monaten Funkstille.
Ich bin dankbar, genau solche Freunde in meinem Leben zu haben. Eine Freundin zum Beispiel kenne ich seit der achten Klasse. In der Schule haben wir uns damals täglich gesehen. Nach dem Abitur hat jedoch jeder seinen eigenen Weg eingeschlagen. Wir sind durch viele Höhen und Tiefen gemeinsam gegangen, doch durch die 30 Kilometer, die uns trennen, und unsere unterschiedlichen Werdegänge haben wir nicht mehr so viel Zeit füreinander. Erst letztens haben wir uns nach circa einem halben Jahr sporadischem Kontakt wieder getroffen. Wir saßen drei Stunden in einem Café, haben über die letzten Monate geredet und uns an die Schulzeit zurückerinnert.
Und sie ist da nicht die Einzige. Egal wie lange ich meine Freunde nicht sehe oder höre und egal wie weit wir auseinander wohnen, ich kann mich immer auf sie verlassen. Und nicht nur das: In den meisten Fällen sparen wir uns den nervigen Smalltalk zu Beginn einer Nachricht. Hat jemand ein Problem, wird direkt darauf losgetippt. Ich kann wirklich sagen, solche Freunde sind Gold wert. Denn nur weil man sich einige Zeit nicht bei dem anderen meldet, bedeutet das nicht gleich, dass die andere Person einem egal geworden ist.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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