Es ist halb sieben Uhr am Morgen und ich greife automatisch nach meinem Handy und öffne die App Spotify. Es gibt drei Nachrichtenpodcasts, die ich jeden Morgen höre. Die dauern dann meistens so lange, bis es Zeit für mich ist, zur Arbeit zu fahren. Kaum ist der Motor gestartet, ertönen schon die Stimmen meiner nächsten Wegbegleiter. Da variiert es oft zwischen Personen, die echte Kriminalfälle nacherzählen, Comedians, die sich über Gott und die Welt unterhalten, oder auch Leuten, die Alltagsfragen wissenschaftlich erklären – also so Sachen wie: Warum bekommen wir Gänsehaut? Oder, wie entsteht eigentlich ein Ohrwurm?
Während der Arbeit laufen natürlich keine Podcasts, aber sobald ich nach Feierabend meine Autotür geschlossen habe, um nach Hause zu fahren, suche ich schon nach der nächsten Podcastfolge. Egal ob beim Aufräumen, Kochen oder Spazierengehen, fast immer begleiten mich Stimmen in meinem Ohr. Zum Aufräumen oder Kochen bieten Podcasts natürlich eine gute Ablenkung. Aber als ich mich dabei ertappt habe, dass ich sogar für so eine kurze Aufgabe wie Wäsche aufhängen eine Folge heraussuchen wollte, stellten sich mir einige Fragen: Warum brauche ich scheinbar ständig „Beschallung“? Kann ich vielleicht Stille nicht mehr aushalten? Geht es nur mir so?
Wie sich herausstellt, bin ich mit meinem Bedürfnis nach konstanter Unterhaltung nicht allein. Auch Personen in meinem Umfeld lassen zum Beispiel den Fernseher laufen, ohne wirklich darauf zu achten, was eigentlich kommt. Oder sie hören sich, so wie ich, eine Podcastfolge nach der anderen an. Bei mir liegt es wahrscheinlich daran, dass ich manchmal zu viele Gedanken auf einmal habe – und das kann ziemlich anstrengend sein. Da ist es natürlich verlockend, dieses Gedankenkarussell mit etwas anderem zu übertönen. Aber auch wenn es manchmal nervig ist, möchte ich künftig eher meinen eigenen Gedanken zuhören als den Stimmen aus meinen Kopfhörern.
Und wenn ich ehrlich bin, viel bleibt vom Gehörten oftmals nicht hängen. Man sollte meinen, nach all dem wissenschaftlichen Input, sollte ich ein wandelndes Lexikon sein. Aber weder weiß ich, warum wir eine Gänsehaut bekommen, noch wie ein Ohrwurm entsteht – ziemlich enttäuschend, ich weiß.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.













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