Oberpfalz
06.11.2025 - 17:03 Uhr

OTon: Wenn Worte schwerer wiegen als Kilos

Nicht genug, egal wie man aussieht. Worte über den Körper können tief verletzen und lange nachhallen. Volontärin Jasmin Bauer hat damit bereist verschiedenste Erfahrungen gemacht.

Egal ob zu dünn oder zu dick: Ungefragte Kommentare können oft einen Menschen verletzen. Symbolbild:  Armin Weigel/dpa
Egal ob zu dünn oder zu dick: Ungefragte Kommentare können oft einen Menschen verletzen.

„Du bist aber dünn.“

„Iss doch mehr.“

„Mach doch mal mehr Sport.“

Unüberlegte Sätze, die eigentlich nicht böse gemeint sind, aber trotzdem wehtun.

Ich war schon immer schlank und habe mir immer schwergetan, zuzunehmen. Eigentlich war das nie ein Thema für mich. Ich habe immer gegessen, bis ich satt war, war viel unterwegs und habe mich wohlgefühlt in meinem eigenen Körper. Bis andere anfingen, ungefragt darüber zu reden und mir versuchten, Tipps zu geben.

Plötzlich war mein Gewicht Gesprächsthema. Gut gemeinte Kommentare ließen mich an mir und meiner Selbstwahrnehmung zweifeln. Ich fing an, mich zu vergleichen, mich zurückzuziehen und mich unwohl zu fühlen in einem Körper, mit dem ich früher zufrieden war. Damals war ich erst 16 Jahre alt.

Es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich es geschafft hatte, in kurzer Zeit einige Kilos zuzunehmen. Endlich war ich laut BMI (Body-Mass-Index) im „Normalgewicht“. Doch anstatt dass die Kommentare aufhörten, fingen neue an: „Wenn ich so eine Figur hätte wie du, würde ich nicht bauchfrei herumlaufen“ oder „An deiner Stelle würde ich jetzt langsam machen mit dem Essen, sonst geht dein Gewicht in die komplett andere Richtung.“ Egal ob zu dünn, zu dick oder laut BMI genau richtig, irgendjemand hatte immer etwas zu sagen.

Vor einiger Zeit habe ich wieder ungewollt abgenommen. Kaum waren die ersten Kilos sichtbar, kamen auch die Kommentare zurück: „Hast du schon wieder abgenommen?“ Es ist, als würde sich die Geschichte ständig wiederholen. Als müsste ich mich dafür rechtfertigen, wieso ich die Körperproportionen habe, die ich nunmal besitze.

Und jedes Mal frage ich mich: Warum glauben Menschen, sie dürften ungefragt über Körper urteilen? Denken sie überhaupt darüber nach, wie sich die andere Person dabei fühlt? Wissen sie, was ein einziger Satz für Gedanken bei einem Menschen auslösen könnte?

Viele kämpfen mit ihrem Gewicht aus Gründen, die man oft nicht sehen kann – wegen Stress, Medikamenten, Hormonen oder Krankheiten. Trotzdem wird vorschnell geurteilt, als wüsste man, was „normal“ ist.

Heute habe ich gelernt, besser mit solchen Kommentaren umzugehen. Manches trifft mich zwar immer noch, ich schaffe es aber, das Ganze nicht mehr so nah an mich heranzulassen. Ich weiß, dass mein Körper sich verändert und das ist völlig in Ordnung. Ich esse, bewege mich, lebe. Und das reicht.

 
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