Oberpfalz
29.08.2024 - 09:51 Uhr

OTon: Zwischen Wäschebergen und Erwartungen

"Under Pressure": Der Druck der Erwartungen ist oft groß. Nicht selten, macht man ihn sich selbst, meint Redakteurin Kathrin Moch und ruft dazu auf, öfter mal Mitgefühl für sich selbst zu zeigen.

Nicht nur Wäscheberge bringen Redakteurin Kathrin Moch häufig an den Rand des Wahnsinns. Symbolbild: Oliver Berg/dpa
Nicht nur Wäscheberge bringen Redakteurin Kathrin Moch häufig an den Rand des Wahnsinns.

Es ist dieses eine rosa T-Shirt. Und ein Berg schwarzer Wäsche, welcher mich aus der Ruhe bringt. Wäre das Shirt schwarz, wäre alles erledigt. So aber bleibt der Wäschekorb wieder nicht leer. Wieso ist Wäsche eigentlich immer da? Und warum kommt sie so schnell wieder? Ich habe größte Bewunderung für alle Menschen, die es schaffen ihre Wäscheberge in den Griff zu kriegen. Oder zu bügeln. Wer hat eigentlich noch Zeit zu bügeln? Ich jedenfalls nicht.

Wofür ich anscheinend genügend Zeit habe, ist, mir Gedanken zu machen. Nie enden wollende To-Do-Listen im Kopf zu schreiben und meinen eigenen Erwartungen an mich hinterher zu jagen – wie dem leeren Wäschekorb. Was das für Gedanken sind, die in meinem Kopf kreisen? So in etwa: Sei schlank. Und schlau. Richte dich her. Aber bloß nicht zu sehr. Mache Sport. Lies viel. Iss weniger Fleisch. Sei leise. Aber auch laut. Bloß nicht vorlaut. Komm niemals zu spät und bloß nicht zu früh. Sei fleißig. Und ruhe dich aus ...

Jeden Tag ziehen Erwartungen wie diese in meinem Kopf ihre Bahnen. Wären Gedankenkarusselle eine olympische Disziplin, ich würde sicher auf dem Treppchen landen. Aber wieso gehen wir mit uns selbst eigentlich oft so hart ins Gericht? Viel härter als wir es mit guten Freunden, Familienmitgliedern oder lieb gewonnenen Kollegen jemals tun würden? Wahrscheinlich weil wir es oft nicht anders kennen. Weil uns diese Verhaltensmuster dabei helfen, im Alltag zurecht zu kommen und uns durchs Leben zu navigieren. Was zwischen all den Anforderungen und Vorgaben aber oft unter die Räder kommt: wir selbst.

Ich glaube, manchmal ist es wichtig, sich für einen Moment daran zu erinnern, dass man etwas wert ist, egal, wie viel man an einem Tag geschafft hat oder, ob man alle (eigenen) Ansprüche erfüllt hat. Unser Wert bleibt immer der gleiche, auch wenn wir Fehler machen, wenn es uns mal nicht so gut geht oder wenn der Wäschekorb nicht leer ist. Einem Freund, dem es gerade schlecht geht, würden wir niemals sagen: „Jetzt reiß dich mal zusammen, stell dich nicht so an.“ Uns selbst schon. An geliebte Menschen richten wir in solchen Fällen wohlwollende, beruhigende Worte. Wieso nicht auch öfter an uns selbst? Für viele vermeintlichen Probleme, gibt es schließlich oft auch ganz einfache Lösungen. Wie Farbfangtücher aus der Drogerie für eine bunt gemixte Waschladung. Funktioniert wirklich. Übrigens auch für rosa T-Shirts in schwarzer Wäsche.

Hintergrund:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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