Der Abend war relativ fordernd, zumindest körperlich. Und das, obwohl ich ihn im Kino verbracht habe. Sie schütteln den Kopf? Kann ich verstehen. Ein Kinobesuch ist bekannterweise alles, aber sicher nicht anstrengend. Dachte ich auch – bis ich die neue 4DX-Technologie ausprobiert habe.
Weil ich das 25. James-Bond-Abenteuer in einem Oberpfälzer Kino mit allen Sinnen erleben wollte, habe ich keine gewöhnliche Eintrittskarte gekauft, sondern mir ein Ticket für eine 4DX-Aufführung gegönnt. Bei der neuesten Eventtechnik aus Südkorea wackeln die Sitze synchron zum Filmgeschehen, Rauch verhüllt die Leinwand, Ventilatoren erzeugen Wind, sogar Gerüche, Regen oder Schneefall können simuliert werden. Geregnet hat es bei James Bond nicht, dafür gab es Kampfszenen, Explosionen und Schläge genug – entsprechend hat es auch im Sitz gerumpelt und die Besucher durchgeschüttelt.
Stürmt der britische Geheimagent beispielsweise mit einem Motorrad Treppenstufen hinab, neigt sich der Sitz soweit nach vorne, dass man sich als Besucher lieber mit den zuvor gemütlich verschränkten Beinen am Boden abstützt, um nicht aus dem Sitz zu rutschen. Steht der Top-Agent im Feuerkampf, überträgt der Sitz synchron zum Maschinengewehr-Feuer hartes Dauer-Rütteln auf die Wirbelsäulen der Kinogänger. Das hat auch Folgen für den „Genuss“ von Snacks und Getränken. Nicht nur sollte jeder 4DX-Cineast die Popcorn-Tüte fest zwischen den Beinen einklemmen – auch der beherzte Griff hinein erfordert eine geradezu strategische Planung: In einer spannungsgeladenen Kampfszene zum Cola-Becher greifen? Vergessen Sie’s. Ehe Sie mit dem Strohhalm den Mund gefunden haben, haben Sie sich im Rüttel-Sitz das Auge ausgestochen.
Szenen, in denen James Bond mal nicht kämpft, gilt es deshalb sofort auszunutzen: Möglichst schnell möglichst viel Essen und Trinken! Wenn der Film, wie bei „Keine Zeit zu sterben“, fast drei Stunden dauert, können diese Umstände anstrengend werden. War also alles schlecht? Keineswegs. Denn zum Glück gibt es bei James Bond auch hin und wieder Liebesszenen. Da kann es zwar auch wackeln, aber im Vergleich zu Sturmgewehr-Momenten lässt einem der Sitz wenigstens kurz Zeit, sich zurückzulehnen. Sollten Sie dieses wacklige Vergnügen mal mitgemacht haben? Ich glaube schon. Aber seien Sie nicht naiv wie ich und erhoffen Sie sich einen ruhigen Abend.
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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