Ohne ihn können manche nicht leben. Er gehört für viele einfach in einer Wohnung dazu. Sogar Serien-Figur Joey Tribbiani aus der amerikanischen Kult-Serie „Friends“ fragt in einer Folge eine Frau, die diesen Gegenstand nicht in ihrer Wohnung hat: „Und wonach richten Sie dann Ihre Möbel im Wohnzimmer aus?“ Vielleicht ist schon einer drauf gekommen. Die Rede ist von einem Fernseher.
Warum ich darüber schreibe? Ich habe keinen. Ich will auch keinen in meinem Wohnzimmer. Doch so mancher Besucher hat mich schon irritiert angeschaut, nachdem er suchend in meinem Wohnzimmer stand. „Wo ist dein Fernseher?“, werde ich dann oft gefragt. Und dann der Schock: „Wie du hast keinen? Was machst du dann die ganze Zeit?“ Jedenfalls nicht Fernseher schauen. Ich verbringe meinen Feierabend schon auch gerne auf der Couch, dafür aber mit einem Buch in der Hand, statt mit einer Fernbedienung. Wenn ich das meinem Gegenüber erzähle, folgt meine Lieblingsfrage, über die ich mich amüsiere: „Und was machst du, wenn du mit dem Buch fertig bist?“ Ganz einfach – ich schnappe mir das nächste Buch. Mein Bücherregal bietet da genügend Auswahl. Absoluten Unglauben löse ich aus, wenn ich dann auch noch erzähle, dass ich viele meiner Bücher nicht nur einmal lese, sondern auch öfter. Beispielsweise habe ich „Harry Potter und der Stein der Weisen“ schon so oft gelesen, dass ich nicht mal mehr aufzählen kann, wie oft ich es gelesen habe.
Auf das große „aber warum schaust du denn nicht Fernseher?“ weiß ich auch eine Antwort. Ein Buch zu lesen ist für mich wie einen Film gucken. Die Wörter formen in meinem Kopf Bilder. Dabei entstehen einzigartige Schauplätze und Charaktere, die nur ich mir so vorstelle. Es spielt sich in meinem Kopf dann mein eigener Film ab. Und den finde ich tausendmal spannender, als einen im Fernsehen. Ich will jetzt aber keine Fernseher-Besitzer und Filme-Liebhaber an den Pranger stellen. Denn die gleichen Reaktionen zeige ich, wenn ich in einem Haushalt nicht ein Buch, geschweige denn ein Bücherregal finden kann. „Wie könnt ihr ohne Bücher leben? Warum habt ihr kein Bücherregal?“ – „Brauchen wir nicht.“ Ja, diese Antwort löst bei mir auch nur ein ungläubiges Kopfschütteln aus, so wie ich es bei Fernseher-Liebhabern auslöse. Und wer sich noch wie Joey aus „Friends“ fragt, wonach ich meine Möbel im Wohnzimmer ausgerichtet habe: Die Balkontür. Der Blick nach draußen, kann auch so unterhaltsam, wie ein Film sein.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet - was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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