Weiden in der Oberpfalz
08.08.2024 - 16:38 Uhr

OTon: Bitte behalten Sie während der Fahrt Ihre Gliedmaßen bei sich

Beim Reisen hat man gerne Beinfreiheit. Redakteur Maximilian Schulz hat bei einer Zugfahrt miterlebt, wie es manche Männer damit etwas übertreiben.

Bahnfahren könnte so schön sein - wenn man nicht von den Knien fremder Männer bedrängt wird. Symbolbild: Julian Stratenschulte/dpa
Bahnfahren könnte so schön sein - wenn man nicht von den Knien fremder Männer bedrängt wird.

Vor kurzem durfte ich einem ganz besonderen Vergnügen frönen: Ich bin im Sommer mit dem Zug nach München gefahren. Eigentlich ist das meine liebste Methode längere Fahrten zu machen - und das bei knapp zwei Metern Körpergröße und deshalb häufigen Platzproblemen bei den engeren Sitzreihen der Deutschen Bahn. Deshalb präferiere ich den Alex, einen Zug in dem es Abteile gibt, mit einer kleinen Schiebetür und sechs Sitzplätzen, bei denen man eigentlich viel Platz hat. An jenem Sommernachmittag befand sich zunächst nur eine weitere Frau mit mir im Abteil. Ich habe mich am weitesten möglich entfernten Punkt von ihr gesetzt. Soweit so gut. An der nächsten Haltestelle stießen dann drei junge Männer zu uns, die ihren Outfits nach zu urteilen auf dem Weg zum Feiern waren. Einer setze sich mir gegenüber, die anderen gegenüber, neben jener Dame.

Hier wurde ich auf ein Phänomen aufmerksam, welches ich nur aus dem Internet kannte: das sogenannte Manspreading. Manspreading oder zu Deutsch Mannesspreizen (meine freie Übersetzung) beschreibt das Phänomen, dass Männer im ÖPNV sehr gerne ihre Beine so weit wie möglich spreizen. Vermutlich um größtmöglichen Platz in ihrem Schritt zu ermöglichen. Als jemand der Körperkontakt mit fremden Menschen wirklich abstoßend findet, habe ich den Anreiz dazu trotz derselben Anatomie noch nie verstanden und kann bestätigen: Es muss nicht sein.

Natürlich war ich als Mann auch nicht der Leidensträger meiner sich spreizenden Artgenossen. Vielmehr drückten Oberschenkel und Knie gegen meine arme Mitfahrerin. Die machte sich so klein wie möglich, um nicht von den schwitzenden fremden Gliedmaßen erwischt zu werden. Ich stelle mir vor, ungefähr so fühlt sich ein Huhn in Massentierhaltung. Die Mischung aus Parfüm und Schweiß, den die drei jungen Reisenden mit einbrachten, rundete die Erfahrung vollends ab. Ich würde der Dame nicht verübeln, wenn sie nie wieder ein öffentliches Verkehrsmittel steigen möchte. Deshalb mein Appell an die Träger männlicher Geschlechtsteile: ÖPNV ist für alle da, bitte nehmt nicht allen Platz alleine ein. Er ist nicht so groß, dass man seine Beine nicht bei sich behalten kann.

Info :

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.