Weiden in der Oberpfalz
30.06.2022 - 08:00 Uhr

OTon: Die großen Konflikte

Die Entscheidung zwischen Stadt oder Land gehört laut Sophie Passmann zu den großen Konflikten der Gesellschaft. Auch Maria Oberleitner war sich in dieser Frage lange unsicher – was ihre Entscheidung beeinflusst hat, schreibt sie im OTon.

Idylle Landleben: Wälder und Felder im leuchtenden Licht der untergehenden Sonne. Bild: Nicolas Armer/dpa
Idylle Landleben: Wälder und Felder im leuchtenden Licht der untergehenden Sonne.

Die großen Konfliktlinien der Gesellschaft, die verliefen zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeit und Kapital und zwischen den Ärzten und den Toten Hosen. Das schrieb die Autorin Sophie Passmann vor zwei Jahren auf Twitter - und während ich mich in der musikalischen Frage ganz eindeutig für die beste Band der Welt entscheiden kann - die Ärzte nämlich - war ich mir bei der Wahl zwischen Stadt und Land lange unsicher.

Was mich ins Hadern brachte: Die ganze Coronazeit über hatte mir die Wohnung mitten in der 150 000-Einwohner-Stadt absolut keine Vorteile gebracht. Die Kneipen und Läden waren zu, Konzerte gab es keine. Na gut, ich hatte möglicherweise eine größere Auswahl an Restaurants, die mir Essen bis vor die Haustüre lieferten. Aber zu jener Zeit, als man sich nicht auf Parkbänke setzen durfte, blickte ich neidisch auf diejenigen, die wenigstens im eigenen Garten in der Sonne sitzen konnten.

Als ich dann vor wenigen Monaten in ein 2000-Seelen-Dorf gezogen bin, habe ich mich allerdings schon gefragt, ob ich den Hahn, der vor dem Schlafzimmerfenster kräht (übrigens nicht nur morgens - nein, auch mittags und abends), bald verfluchen werde. Ob mir der Wald, den ich zu Fuß in weniger als fünf Minuten erreiche, bald zur Nase heraushängt. Und ob ich mich an die verkürzten Samstags-Öffnungszeiten des Supermarkts überhaupt gewöhnen will.

Und ich stelle fest: Ja, ich will. Wenn der Hunger zu groß wird, gibt es einmal quer durch den Wald ja auch noch den Hühnerhof mit 24-Stunden-Selbstbedienungs-Eierverkauf. Rührei geht ja auch immer, oder?

Was ich wollte: Raus aufs Land. Was ich bekommen habe: Das beste aus beiden Welten. Mein neues Zuhause liegt nämlich nicht nur wunderbar im Grünen, inklusive Vogelhäuschen, Apfel- und Zwetschgenbaum, sondern ist auch noch ordentlich an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Was will man mehr?

Da nun diese Frage geklärt wäre, bliebe bei den großen Konfliktlinien noch die Entscheidung zwischen TKKG oder den drei ??? hinzuzufügen - aber auch hier ist die Wahl nicht schwer. Schließlich habe ich Justus, Peter und Bob aus Rocky Beach fast so sehr ins Herz geschlossen wie Bela, Farin und Rod. Dann kann ich mich ja nun in Ruhe auf die Klärung der Konfliktlinien in Sachen Arbeit oder Kapital konzentrieren. Vielleicht bei einem Waldspaziergang oder einem guten Buch im Garten...

OTon23.06.2022
Hintergrund:

OTon

    Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.

 
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