Weiden in der Oberpfalz
28.12.2023 - 09:40 Uhr

OTon: Mein Jahr in gesammelter Keramik

Von Bodenvase bis Bauhaus-Kännchen: Redakteurin Maria Oberleitner wirft einen Blick auf ihre Keramik-Sammlung aus dem vergangenen Jahr – die es ohne den Altglascontainer um die Ecke nicht gäbe.

So sieht es nicht aus im Geschirrschrank der Autorin. Ihre Sammlung ist eher bunt – und sieht nicht aus, als käme sie aus einem "Schöner Wohnen"-Katalog. Symbolbild: Franziska Gabbert/dpa
So sieht es nicht aus im Geschirrschrank der Autorin. Ihre Sammlung ist eher bunt – und sieht nicht aus, als käme sie aus einem "Schöner Wohnen"-Katalog.

Ein Blick in mein Küchenschränkchen ist ein etwas anderer Jahresrückblick – nämlich meine Sammelbilanz aus dem vergangenen Jahr: Ein Milchkännchen von Seltmann Weiden im Bauhaus-Stil (sehr schick!). Zwei Kaffee-Pötte, blau mit weißen Punkten, ein Set kleiner Kaffeetassen, die Henkel so fein, dass man sie sich kaum in die Spülmaschine stellen traut. Eine Bodenvase aus den 1950er-Jahren (die natürlich nicht in den Küchenschrank passt): Glaubt man der Suchmaschine, lässt sie sich einordnen als "Westdeutsche Kunstkeramik". Ich finde sie nicht besonders schön, aber sie ist perfekt für Kirsch- oder Palmzweige. Diverse Blumen-Übertöpfe und eine Glasvase, ohne Marke und Besonderheiten, aber eben ganz nett. Keine schlechte Bilanz – für einen Glascontainer.

Der Glascontainer, von dem ich spreche, steht gleich bei mir um die Ecke – es ist meines Wissens der einzige Container in meinem knapp 3000-Seelen-Dorf. Ich fahre, gehe oder radle daran mindestens zweimal am Tag vorbei. Und offenbar hat sich die Nachbarschaft darauf verständigt: Keramik, die schon zu lang im Keller oder im Schrank gestanden hat, lässt sich hier super an die Frau bringen. Die Frau – das bin ich.

Wie quasi jeder aus meiner Generation startete ich mit dem Durschnitts-Geschirr des schwedischen Möbelriesens in mein junges Erwachsenenleben. Also weiße Massenkeramik gemischt mit vier, fünf bedruckten und meist hässlichen Tassen, die wohl beim Schrottwichteln bei mir hängen geblieben sind.

Funktional ist es, mehr nicht. Ich habe die Sammlung hier und da durch hübsche Schüsseln erweitert. Aber ein Gesamtbild lässt sich daraus einfach nicht zaubern. Hin und wieder blicke ich da schon neidisch auf jene Menschen, die mit ihrem Geschirr offenbar direkt aus dem "Schöner Wohnen"-Katalog entsprungen sind. Tassen und Teller, die aussehen, als habe man sie in einem kleinen Lädchen direkt am Mittelmeer entdeckt. Schüsseln und Vasen, die wirken, als wären sie selbst getöpfert. Selbst die Espresso-Tassen passen da farblich zum Rest des Geschirrs. Und die Farben sind auf keinen Fall zu farbig – alles ist immer mit einem dezenten Beige gemischt.

Beige ist gar nichts in meinem Geschirrschrank. Meine Ikea-Glascontainer-Mischung passt deshalb wohl auch nicht in einen Katalog. Aber einzigartig ist sie allemal. Mal sehen, was 2024 bringt.

Oberpfalz14.12.2023
Info:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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