Schottlandurlaub! Wie herrlich. Was mir dabei – neben allem Staunen über die wunderschöne Landschaft – immer wieder über den Weg gelaufen ist: das Patriarchat. In Gestalt von Landschaft, Statuen, in der Erinnerungskultur der Schotten. Mir ist klar, dass ich als Touristin nur einen kleinen Teil jener Kultur aufgeschnappt habe. Aber da waren eindeutig: Zu wenige Frauen.
Das fällt nicht nur bei den Namen auf, die da auf der Liste der Dinge stehen, die ich unbedingt sehen wollte: Old Man of Storr, Old Man of Stoer – man merkt schon, worauf das rausläuft. Viele alte Männer eben – und keine einzige alte Frau. Zur näheren Erklärung: Die alten Männer, von denen ich spreche, sind Steine. Sehr imposante Steine – aber mir fällt kein Grund ein, der prinzipiell gegen "Old Woman of Storr" sprechen würde. Eine Ausnahme, die mir in Erinnerung geblieben ist, sind die "Three Sisters" bei Glencoe – übrigens wieder Steinformationen. Aber nicht minder imposant. Immerhin.
Ein anderes Beispiel ist das Wallace-Monument, ein schottisches Nationaldenkmal: Man läuft 246 Stufen nach oben, von wo man einen wahrlich großartigen Ausblick hat. In den verschiedenen Etagen ist unter anderem das Schwert von William Wallace, Unabhängigkeitskämpfer und Nationalheld, ausgestellt. 1297 besiegten die Schotten hier ganz in der Nähe unter Wallace ein viermal so großes englisches Heer. In einem anderen Stockwerk findet man quasi die schottische Walhalla-Miniaturversion. Wichtigen Persönlichkeiten der Schottischen Geschichte sind hier Büsten gewidmet: Darunter Wissenschaftler James Watt oder König Robert the Bruce. Bis ins Jahr 2019 gab es in dieser "Hall of Heroes" 16 Büsten von Männern zu bestaunen. Mittlerweile sind auch zwei Frauen dabei.
Lang genug hat das ja gedauert – und ich habe immer gedacht, das mit den Frauenbüsten in der Walhalla bei Regensburg sei langsam gegangen: Sophie Scholl war im Jahr 2003 erst die fünfte Frau, die ihren Platz in der Ruhmeshalle fand. Damals wurde auch Kritik laut, weil die Widerstandskämpferin dort mit einem eher drollig anmutenden Mädchengesicht dargestellt wurde. Bis heute stehen in der Walhalla übrigens nur 13 Frauen – von insgesamt 131. Immerhin – es geht voran. Wenn es mir persönlich auch manchmal zu langsam geht.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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