Am Strand winkt keine Robbe: Sind Zoobesuche noch vertretbar?

Oberpfalz
18.05.2023 - 13:34 Uhr

Als Kind liebte Redakteurin Mareike Schwab Zoobesuche. Auch als Erwachsene störte sie sich relativ wenig an Tieren in kleinen Gehegen. Eine Begegnung mit frei lebenden Robben in Schottland ließ sie jedoch endgültig umdenken.

Auf einer Sandbank an der Ostküste von Schottland sonnen sich zahlreiche Robben mit sicherem Abstand zu neugierigen Touristen.

Der Wind weht über die Sandbank. Entspannt liegen die Robben am Ufer und sonnen sich. Ihre Rufe sind schon von Weitem zu hören. Mit Fernrohr und Teleobjektiv bewaffnet, stapfen mehrere Touristen über die Dünen. Davon unbeeindruckt planschen ein paar Tiere munter im Wasser. Immer wieder tauchen sie mit etwas Abstand vor den Menschen auf und schwimmen näher. Doch bevor die Hobbyfotografen ihre Kameras im Anschlag haben, sind die Robben wieder abgetaucht. Falls ihnen die Menschen zu aufdringlich werden, können sie sich auf ihre Sandbank zurückziehen. Oder ins offene Meer schwimmen.

Die Szene an einem Strand an der Ostküste von Schottland lässt mich innehalten. Ich habe schon häufiger Robben gesehen. Doch noch nie in ihrem natürlichen Lebensraum. In Freiheit. Sie sind dort, weil sie es wollen. Sie nähern sich den Menschen aus Neugier und nicht, weil die Tierpfleger einen Fisch in deren Richtung werfen. Das finde ich viel beeindruckender als die 13.45 Uhr Fütterung im Aquapark im Nürnberger Tiergarten. Natürlich kann es sich nicht jede Familie finanziell leisten, ans Meer zufahren, damit das Kind mal eine Robbe sieht. Doch im direkten Vergleich kann mir keiner erzählen, dass Tiere hinter Gittern gut sind. Gut für die Bildung, gut für die Artenvielfalt und gut für die Erholung der Menschen - Das sind zumindest die Argumente der Zoo-Befürworter. Im Zoo schwimmen die Robben meist apathisch im Kreis oder quetschen sich auf eine künstliche Steininsel, gut sichtbar für die Besuchermassen. Für einen Fisch von den Tierpflegern winken sie dem Publikum am Beckenrand sogar aus dem grünen, trüben Wasser zu.

Am Strand winkt keine Robbe. Das Meerwasser ist strahlend blau und die Tiere wirken entspannt. Natürlich war mir schon vor diesem Stranderlebnis klar, dass Zoos für die Tiere nicht wirklich toll sind. Als Kind störte ich mich recht wenig an den gestressten Tieren in kleinen Käfigen. So lassen sie sich schließlich gut bestaunen. Doch mit der Zeit ließ diese Begeisterung nach und in Zukunft werde ich es mir dreimal überlegen, ob ich wirklich in den Zoo muss. Denn es fühlt sich einfach richtiger an, die Tiere einfach nur von Weitem zu beobachten, ohne, dass mich jemand über eine Lautsprecheranlage über Art, Alter und Geschlecht der Robben aufklärt. Falls ich doch wissen möchte, ob das jetzt Seehunde oder Seelöwen sind, dann kann ich einfach googeln.

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OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

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