Vor Kurzem hatte ich einen Einfall: Ich möchte Trompete lernen. Dazu muss man sagen, dass ich absolut kein Instrument spielen kann und musikalisch nicht besonders begabt bin. Wobei, das stimmt nicht ganz. Ich habe im Jahr 2020 „Für Elise“ von Beethoven auf dem Klavier gelernt. Zumindest halb. Aber das war 2020. In diesem Jahr haben alle viele eher untypische Sachen getan. Woher der plötzliche Einfall des Trompete-Spielens kam, weiß ich nicht so genau. Möglicherweise bin ich mit 27 in einer extrem verfrühten Midlife-Crisis.
Weiter im Text. Ich besorgte mir also eine Trompete im nächsten Musikladen. Auch ein wenig Zubehör, ich möchte sie ja gut behandeln. Dann blies ich hinein. Nichts. Also schon, ein lauer Wind und Spucke kamen dabei heraus, aber definitiv nichts, worum sich Miles Davis und andere Jazz-Größen gerissen hätten. Zu meiner Bestürzung musste ich feststellen, dass Blasinstrumente den Ton nicht wirklich erzeugen, sondern ihn nur verstärken. Man braucht eine gewisse Lippentechnik. Ein Monat mit Youtube-Tutorials und wirklich sehr genervten Nachbarn später: Immer noch nichts. Es hört sich etwas an wie ein schwacher Pups – oder das Todesröcheln eines Musikers, der sein Instrument nicht mehr von der Lippe nehmen kann.
Ich habe nun eingesehen, dass es vielleicht Sinn macht, dieses Instrument mit einem Lehrer zu lernen. Ich suchte mir also fix einen aus dem Internet und hatte mittlerweile zwei Stunden. Er unterrichtet seit mehr als 30 Jahren, versteht auch wirklich viel davon, ist wirklich sehr nett und leider auch etwas verzweifelt über meine Unfähigkeit. Ich bin - Zitat: „Die härteste Nuss, die er in 30 Jahren Lehre hatte.“
Zu meiner Verteidigung: Die Lippentechnik, um den richtigen Ansatz zu treffen, ist ein durchaus emotional aufgeladenes Thema im Kreise der Blechmusiker. Wenn man sich Tipps holt, hört man ungefähr das: „Du brauchst halt mehr Spannung auf der Lippe - oder weniger“, "Das Mundstück ist zu fest drauf - oder zu leicht“, "Und nimm auch nicht zu viel Luft, aber wenn du zu wenig nimmst, schwingt die Lippe nicht" Na ja, an dieser Stelle gibt es kein Happy End, außer dass ich Ihnen allen versichere, jeden Tag zu üben, damit ich zu Weihnachten ein Lied spielen kann. Zumindest weiß ich jetzt wieder, warum ich „Für Elise“ nur halb gelernt habe.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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