„Und du willst wirklich Pfarrer werden?“ Die Tragweite, das Tiefschürfende dieser Frage war mir in diesem Moment nicht klar. Die Erinnerung aber ist noch deutlich. Schulbus, Strecke Oberviechtach–Tännesberg. In der 5. oder 6. Klasse, lange her. Ja, einer meiner besten Schulfreunde war schon damals felsenfest überzeugt von seinem Berufswunsch. Er fühle sich „berufen“ und wolle, wenn er erwachsen ist, am Altar stehen.
Am 14. Juli feiert mein Schulfreund in Etzgersrieth bei Moosbach seine Primiz. Es ist der Hochpunkt seines bisherigen Lebens, die „Hochzeit“ eines katholischen Priesters. Noch dazu ein Riesenfest. Er wird dann das erreicht haben, wovon er seit fast 20 Jahren träumt, worauf er hingearbeitet hat, was er sich zum Lebensziel gesetzt hat.
Wenn sich jemand von einem gesteckten Ziel nicht abbringen lässt, Kritik, auch Häme, aushält und sich durchkämpft von Alpha bis Omega, dann finde ich das zutiefst bewundernswert. Wie viele schiefe Blicke und irritierte Nachfragen er für seinen Berufswunsch aushalten musste, möchte ich nicht raten. Ich kenne seinen Lebensweg recht gut und weiß daher, welche Hürden er überwinden musste, von Beginn an.
Interessanterweise verbindet uns einiges. Wir sind beide zu früh geboren, als Frühchen. Unsere Geburtstage liegen gerade einmal vier Tage auseinander. Wir tragen beide seit Geburt (wenngleich unterschiedliche) Handicaps mit uns herum, die das Leben, naja, nicht immer erleichtern. Wir haben beide einen Elternteil zu früh verloren. Wir entsprechen schlicht beide auf unsere Weise nicht der „Norm“.
Während meines Studiums und auch als Reporter für Oberpfalz-Medien habe ich ihn interviewt. Er gab dann, genauso wie privat bei einem guten Bier, immer zu, dass auch er manchmal Zweifel habe. Nicht an der Kirche an sich, nicht an Gott, aber doch an manchen Schritten auf seinem Weg. Gegangen ist er sie trotzdem – und es hat sich gelohnt. Das macht Mut.
Wenngleich ich selbst mit der Kirche meine Schwierigkeiten habe und mit Gott manchmal ein, zwei oder acht gewichtige Hühnchen zu rupfen hätte: Auf meinen Schulfreund bin ich ehrlich stolz. Ich wünsche ihm bei diesem und allen weiteren Meilensteinen nur das Beste und – das ist eigentlich sein Job, aber gut – Gottes Segen.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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