Weiden in der Oberpfalz
24.01.2018 - 17:46 Uhr

Pressekonferenz nach Absturz des Piloten der Luftrettung Latsch (Weiden): "Wir denken an seine Familie"

Dr. Jürgen Altmeppen kämpft sich durch die 30-minütige Pressekonferenz, die aufgrund der hohen Mediennachfrage einberufen wird. "Wir sind in Gedanken bei der Familie." Dem leitenden Notarzt des "Christoph 80" bricht mehrmals die Stimme. Der Tod des Piloten Jochen Huber, Leiter der Luftrettungsstation in Latsch, ist ein harter Schlag.

Aufgrund der zahlreichen Medienanfragen entscheiden sich die Verantwortlichen am Mittwochnachmittag für eine Pressekonferenz. Aus ihrer Bestürzung machen Kollegen und Vorgesetzte keinen Hehl: (von links) stellvertretender ILS-Leiter Jürgen Meyer (vorne), Robert Schmid (zuständig für die Rettungsassistenten der Crew), Dr. Jürgen Altmeppen, Landrat Andreas Meier, Alfred Rast, ILS-Chef Herbert Putzer und Dr. Gudrun Graf (vorne).	Bild: Schönberger
Aufgrund der zahlreichen Medienanfragen entscheiden sich die Verantwortlichen am Mittwochnachmittag für eine Pressekonferenz. Aus ihrer Bestürzung machen Kollegen und Vorgesetzte keinen Hehl: (von links) stellvertretender ILS-Leiter Jürgen Meyer (vorne), Robert Schmid (zuständig für die Rettungsassistenten der Crew), Dr. Jürgen Altmeppen, Landrat Andreas Meier, Alfred Rast, ILS-Chef Herbert Putzer und Dr. Gudrun Graf (vorne). Bild: Schönberger

Alle Hintergründe zum Tod des Piloten finden Sie hier.

Alfred Rast, Geschäftsführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, erinnert an Dienstag, 14.30 Uhr, als der Anruf aus Filderstadt einging. Es habe eine Kollision gegeben; es sei davon auszugehen, dass keiner überlebt habe. Und dass Huber der Pilot war. Rast sucht im Internet nach Informationen. "Wir waren entsetzt. Man konnte keinen Hubschrauber mehr erkennen." Die Luftrettungsstation Latsch habe Jochen Huber viel zu verdanken: "Wir sind tief betroffen. Wir haben zusammen mit Jochen 2011 diese Station aufgebaut, er war von Anfang an als Pilot dabei."

Leitender Notarzt Dr. Jürgen Altmeppen fuhr nach Latsch. "Meine Gedanken galten seiner Frau und seinen Söhnen, an denen er sehr gehangen ist." Während die Familie im Heimatort nahe Ingolstadt von einem Kriseninterventionsteam und Polizeibeamten aufgesucht wurde, trafen in Latsch auch noch die Mitarbeiter ein, die frei hatten. Für den "Christoph 80" arbeiten 16 Ärzte des Klinikums Weiden und Amberg, sechs Rettungsassistenten und drei Berufspiloten, dazu kommen Luftbeobachter außerhalb der Tower-Zeiten.

Schreckliches "Déjà vu"

Für Einige war es ein schreckliches "Déjà vu": "Viele mussten zum zweiten Mal erleben, dass ein Kollege abgestürzt ist." Hubers Vorgänger Otto Hartmann starb 2014 bei einer Offshore-Übung an der Ostsee. "Christoph 80" wurde am Dienstag kurzfristig außer Dienst gestellt. Die Kollegen sind teilweise eng befreundet. "Wir sind eine kleine Familie", erklärt Altmeppen. Erst kürzlich war Jahresabschlussfeier. Im Sommer werde bei Sonnenuntergang auf der Wiese gegrillt. "Da kommen die Familien raus, da spielen die Buben Fußball."

Crews kondolieren

"Sicherheit war seine oberste Prämisse", beschreibt Altmeppen den Kollegen. Alles, was die Station in den letzten Jahren an Verbesserungen erfahren habe, sei sein Verdienst gewesen. Huber hielt Unterrichte, drehte Filmvideos. "Wir sind alle wahnsinnig gern mit ihm geflogen." Schon Altmeppens Frau, ebenfalls Ärztin, stieg zu Huber ins Cockpit, als dieser vor Weiden noch in Regensburg stationiert war.

Als tröstend empfindet Altmeppen den Zuspruch der Hilfsorganisationen. Von etlichen Christoph-Stationen gingen Beileidsbekundungen ein. Der Leitende Notarzt vergisst auch die weiteren drei Opfer des Unglücks in Baden-Württemberg nicht: den 27-jährigen Kollegen der Luftrettung aus Oberbayern sowie die Besatzung des Fliegers der Flugschule.

"Wahnsinnig emotional aufwühlend" bezeichnet Zweckverbandsvorsitzender Andreas Meier die Situation. Die Nachricht sei ein "Schlag in die Magengrube" gewesen. Huber habe seine Profession mit Leidenschaft ausgeübt - und sogar den von Höhenangst geplagten Neustädter Landrat in das Cockpit seines Hubschraubers bewegt. "Jochen hat gesagt: Ich verspreche Ihnen, bei mir wird's Ihnen nicht schlecht." Meier löste das Versprechen ein und hospitierte bei einigen Rettungsflügen - bei bester Befindlichkeit. Als sich Huber freute, gestand Meier die Einnahme von drei Reisetabletten, und Huber lachte. "Mich trifft die Nachricht als Freund", sagt der Landkreischef.

Meier: "Er hat vielen, vielen Menschen in unserer Region geholfen. Er war oft der Engel von oben." Jochen Hubers Lebensleistung werde in der Region nachwirken und auch in Zukunft vielen Menschen zu schneller und effektiver Hilfe verhelfen.

 
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