ONETZ: Ist überhaupt bekannt, wie weit Geschlechtskrankheiten in Deutschland verbreitet sind? Steigt die Zahl wirklich?
Sexuell übertragbare Infektionen (STI) kommen weltweit und auch in Deutschland immer häufiger vor. So hat sich die Zahl der Syphilis-Fälle in den Jahren von 2009 bis 2019 verdoppelt und seit 2001 sogar vervierfacht. Eine Übersicht zur Verbreitung von STI stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf www.liebesleben.de zur Verfügung.
ONETZ: Welche Infektionen sind besonders häufig?
Jugendliche infizieren sich häufig mit Chlamydien und HPV (Humane Papillomaviren). Trichomonaden kommen vor allem bei heterosexuellen Erwachsenen und Syphilis oft bei homosexuellen und bisexuellen Männern vor.
ONETZ: Hat man einen sicheren Schutz, wenn man immer Kondome nutzt?
Kondome schützen nach wie vor zuverlässig vor HIV und senken das Risiko, sich mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen anzustecken. Empfehlenswert ist außerdem die Impfung gegen Humane Papillom-Viren, die für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen wird. Für mehr Informationen empfehlen wir den interaktiven Safer-Sex-Check, der auf der Seite der BZgA auf www.liebesleben.de/safer-sex-check angeboten wird.
ONETZ: Warum soll so früh gegen HPV geimpft werden?
Weil die Impfung den besten Schutz entfalten kann, wenn der Körper noch nicht mit HP-Viren in Kontakt gekommen ist, also vor dem ersten Sex. Studien zeigen auch, dass die HPV-Impfung in einem frühen Alter wirksamer ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass bis zum Alter von 14 Jahren nur zwei Impfstoff-Dosen nötig sind, anstatt später drei Impfungen.
ONETZ: Seit Tagen juckt es im Genitalbereich. Muss man da gleich zum Arzt oder kann man abwarten, ob es von allein aufhört?
Holen Sie sich ärztlichen Rat, wenn Sie vermuten, dass Sie sich beim Sex infiziert haben. Ein Test bringt Klarheit. Durch eine frühzeitige Behandlung können Spätfolgen wie chronische Erkrankungen, Krebs, Unfruchtbarkeit, Schwangerschaftskomplikationen sowie Schädigungen bei Föten oder Neugeborenen verhindert werden.
ONETZ: Eigentlich wollte ich wegen starkem Brennen beim Wasserlassen zum Arzt. Aber wenn der Grund eine STI ist, müsste mein Freund ja auch behandelt werden. Was soll er von mir denken?
Einige STI, wie zum Beispiel Chlamydien- oder HPV-Infektionen, sind sehr weit verbreitet. Jeder Mensch, der sexuell aktiv ist, kann sich mit einer STI anstecken – besonders, wenn man keine Kondome benutzt. Einige STI sind noch dazu kaum spürbar. Es kann also immer sein, dass man etwas in die Beziehung mitbringt, ohne es zu wissen. Das ist kein Grund sich zu schämen – und noch weniger ein Grund, nicht darüber zu sprechen.
ONETZ: Bis vor kurzem hatte ich ein heftiges Brennen beim Wasserlassen. Dann verschwand es wieder. Ist damit wieder alles okay?
Lassen Sie sich in einer Arztpraxis beraten, auch wenn die Symptome verschwunden sind. Denn viele sexuell übertragbare Infektionen (STI) verbleiben noch länger auch unbemerkt im Körper. Unbehandelte STI können die Gesundheit auf Dauer schwer schädigen. Wenn sich herausstellt, dass Sie sich angesteckt haben, sollten Sie nicht vergessen, Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu informieren, damit auch sie sich beraten und gegebenenfalls behandeln lassen können.
ONETZ: Wird das Aids-Virus nur beim Sex übertragen?
Eine Ansteckung ist vor allem möglich, wenn infizierte Körperflüssigkeiten auf offene Wunden oder auf Schleimhäute gelangen. Da HIV in vielen Körperflüssigkeiten enthalten ist, die beim Sex eine Rolle spielen – in Sperma, Scheidenflüssigkeit, im Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut und im Blut – kommt es vor allem bei ungeschütztem Sex zu einer Ansteckung.
ONETZ: Erfährt man mit den HIV-Schnelltests schneller, ob man sich infiziert hat?
Die Schnelltests sind nur schneller bei der Ermittlung des Ergebnisses. Man erhält es etwa eine halbe Stunde nach dem Test. Aber will man eine Infektion sicher ausschließen, muss man nach ungeschütztem Sex zwölf Wochen bis zum Test warten.
ONETZ: Sind die im Internet angebotenen HIV-Selbsttests sicher?
HIV-Selbsttests können mittlerweile in Apotheken, Drogerien und im Internet erworben werden. Nicht alle aus dem Internet sind jedoch in Deutschland zugelassen. Zu empfehlen sind daher Tests, die das CE-Prüfzeichen der EU haben. Darüber hinaus sollte ein guter HIV-Heimtest annähernd hundertprozentig sensitiv sein. Das bedeutet, dass er bei richtiger Anwendung keine HIV-Infektion „übersieht“. Manche Selbsttests können ein positives Ergebnis anzeigen, obwohl keine HIV-Infektion vorliegt. Wie bei allen Tests gilt auch bei Selbsttests: Ein positives Ergebnis muss durch einen weiteren Test bestätigt werden. Der kann im Gesundheitsamt, direkt in einem Labor oder bei einem Checkpoint der Aidshilfen gemacht werden.
- Die Fragen am Lesertelefon von Oberpfalz-Medien beantworteten Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Hier gibt es Informationen
- Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) für HIV und STI: Telefon 0221/892031 (montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr, freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr) - Kostenloses Informationsmaterial online auf www.bzga.de/infomaterialien/hivsti-praevention/
- Weitere Informationen zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen auf der Homepage der BZgA auf www.liebesleben.de
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