Sein aktuelles Programm ‚Gruam - Bayern von unten’ ist bunt. Was es mit Drudenfuß und Hollerstrauch, Besen aus Birkenreiser und dem Untersberg im Berchtesgadener Land auf sich hat, das weiß er. Auch dem Geheimnis der „Schratzellöcher“, die Menschen in grauer Vorzeit gegraben haben, geht er nach. Doch zu welchem Zweck sie angelegt wurden, weiß man nicht genau.
Jedenfalls sind diese mittelalterlichen Anlagen so eng und so niedrig – Kröll deutet es an – dass ein Erwachsener nicht stehen kann. Vielleicht nur Peter Maffay? frotzelt der Kabarettist ohne abgebrochenes Studium, dafür mit Schreinerausbildung, Meisterbrief, eigenem Planungsbüro für Innenausbau und dekoriert mit dem Feuerwehrabzeichen in Bronze.
Salopp plaudert er von besonderen ‚Kraftorten und Drachenlinien’ in München. Er stülpt sich den gruseligen Perchtenkopf über, der aus Zirbelkiefer, Schaffell und Goashörnern fabriziert ist, und deklamiert dabei aus Goethes Faust. Es folgen Zitate aus Schillers Räuber, die nur mit Knieschützer aufgesagt werden können. Schnell knüpft er die Querverbindung von Karl Moor zum bayerischen Hias, der ein Wilderer und Räuberhauptmann war, und dem man 50 Überfälle, dazu neun Morde und Totschlagsdelikte nachsagte.
Auf seinem Yamaha-Keyboard begleitet er zum Glockengeläut der Amberger Kirchen seine „Eigenkomposition von irgendwem“, um später von der Kapelle „Maria Vermählung“ und den „schwarzen Frauen“ zu schwärmen. Dazu zählt er auf: die „schwarze Madonna von Altötting, Betrügerin Adele Spitzeder, die Hl. Afra von Augsburg, die eine Prostituierte war und sich schließlich umbesonnen habe...
Von seiner Begegnung mit einer dürren Öko-Mutter, die "so mager war, dass die Antn ausm Weiher as Futter raufgschmissen hamm" hält er ebenso nicht hinterm Berg wie von seinen Bemühungen, dass man ihn endlich als „Künstler wahrnehme“. Mit Seidenschal um den Hals oder der SZ unterm Arm in der Öffentlichkeit aufzutreten wäre eventuell ganz zielführend. Insgesamt gibt er sich charmant, witzig, frech, aber auch wieder recht bescheiden: Sein Programm bestehe ja nur aus a paar Liedern „und a bißl daherreden“. Halt, Stimmenimitator sei er ja auch. Und dann kopiert er den „Lageristen von der BayWa aus Rosenheim!“
Manchmal weht ein leicht anrüchiges „Gschmäckle“ durch den lauschigen Bibliothekshof, über dem der Vollmond leuchtet und die laue Sommernacht hereinbricht. Wenn er so anschaulich von „toleranter Körperhygiene“, Mountainbikern in „atmungsaktiver und geruchsintensiver Spezialkleidung“ oder „eitrigem Wandergeschwür“ schwadroniert, möchte man sich Nase und Ohren zuhalten. Aber ehrlich gesagt, man kommt doch aus dem Lachen nicht heraus. Wenn er noch von seiner geringen Begeisterung fürs Kleidung-Einkaufen erzählt und den Verkäufer skizziert, der ‚charismatisch wia a Salzstangerl’ daherkommt, dann kullern die Lachtränen…
Amberg
25.07.2018 - 15:55 Uhr
Bayern einmal anders betrachtet
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