Seit mehr als einem halben Jahr zeichnet sich die Übernahme des Autozulieferers Grammer durch Branchen-verwandte chinesische Investoren ab. Die Chinesen waren der Grammer AG als "weißer Ritter" zur Seite gesprungen, um die feindliche Attacke der umstrittenen Hastor-Gruppe abzuwehren. Offenbar erkennt Jifeng strategisches Potenzial bei den Oberpfälzern. Die Rolle als idealistischer Retter hätte beileibe nur als Märchen getaugt, in der globalen Wirtschaft gilt die Realität.
Es handelt sich um einen weiteren Einstieg der Chinesen bei einem Oberpfälzer Technologieunternehmen. Bevor jetzt eilends die "gelbe Gefahr" beschworen und der Ausverkauf des deutschen Mittelstands bejammert wird: Die übernommenen Betriebe berichten (natürlich mit Ausnahmen) von überwiegend positiven Erfahrungen mit ihren chinesischen Eigentümern. Was man von US-Konzernen so pauschal nicht sagen kann; sie filetieren in nicht wenigen Fällen ihre "Beute" gnadenlos - gewinnmaximierend.
Die Investments der Chinesen in deutsche Schlüsselbranchen lösen dennoch gemischte Gefühle aus. Denn hinter mehr als jedem fünften Käufer aus China steht der Staat. Das wirft Fragen nach Einfluss-Sphären auf. Es kann nicht sein, dass die Chinesen in Europa freizügig Hightech-Shopping betreiben, während sie gleichzeitig den eigenen Markt mit trickreicher, bürokratischer Schurigelei abschotten. So funktioniert freier Welthandel nicht. Kanzlerin Angela Merkel muss den Worten endlich Taten folgen lassen.
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