Amberg
16.08.2019 - 18:29 Uhr

Millionenbetrug: Angeklagter gesteht

Ein Anlageberater verpulverte das Geld seiner Kunden - und brachte sie um ihre Altersvorsorge. Insgesamt geht es vor Gericht um rund 1,1 Millionen Euro.

Auf der Richterbank Bild: Uli Deck/dpa
Auf der Richterbank

Erst tischte er den Richtern eine abenteuerliche Geschichte auf. Dann aber ruderte ein Anlageberater aus dem Kreis Amberg-Sulzbach zurück und gab kleinlaut zu, dass er seine Kunden um satte 1,1 Millionen Euro prellte.

Der zweite Prozesstag gegen den 49-Jährigen ging mit mehreren Paukenschlägen einher. Erst stellte sich heraus, dass rund zwei Drittel der dem Mann gemachten Betrugsvorwürfe als verjährt zu gelten hatten. Von den zur Debatte stehenden 1,1 Millionen blieben deshalb rund 260 000 Euro, die als Finanzschaden abgeurteilt werden konnten. Nächster Hammer: Ein bei der Polizei arbeitender Finanzbuchhalter hatte die im Verlauf der drei Jahre andauernden Ermittlungen sichergestellten Unterlagen des Beschuldigten analysiert. Dabei offenbarte sich: Der Mann lebte auf großem Fuß. Fast 900 000 Euro flossen in Uhren, Autos und eine VIP-Lounge beim FC Bayern München.

Amberg14.08.2019

Als der Bericht des Experten zu Ende war, legte der 49-Jährige auf dringenden Rat der Ersten Strafkammer ein Geständnis ab. Mit dem Bekenntnis: Die zunächst durch ihn sehr plastisch geschilderte Story von einem Spanier namens Juan Marquez, in dessen Firmen der siebenstellige Geldbetrag verschwand und nicht mehr auftauchte, war ein ausgeschmücktes Märchen. "Jetzt", ließ der Diplom-Volkswirt anklingen, "bin ich sehr traurig über das, was ich mit meinen Kunden gemacht habe." Was folgte, war die dritte faustdicke Überraschung der zweiten Verhandlungsrunde: Für sein spätes und in auswegloser Lage abgelegtes Geständnis sicherte die Strafkammer dem Mann eine zur Bewährung ausgesetzte Strafe zu. Die bekam er dann auch tatsächlich: Zwei Jahre, die bei tadelloser Führung nicht abgesessen werden müssen. "Die Leute haben es ihm relativ leicht gemacht und nie nachgefragt, was mit ihrem Geld passierte", hieß es in der Urteilsbegründung. Das war richtig. Doch andererseits: Der 49-Jährige galt als vertrauenswürdig und verpulverte die zur Altersvorsorge seiner Kunden gedachten 1,1 Millionen weitgehend für eigene Befindlichkeiten. Im Urteil steht jetzt auch, dass er 300 Sozialstunden ableisten und den gesamten Betrag zurückzahlen muss, wenn er jemals wieder zu Geld kommt. Doch das gilt als eher unwahrscheinlich.

Mit einer Bewährungsstrafe konnte sich die Staatsanwaltschaft nicht anfreunden. Sie beantragte knapp drei Jahre - zum Absitzen. "Die hätten wir auch verhängt, wenn kein Geständnis gekommen wäre", sagte die Kammervorsitzende Roswitha Stöber. Mit Blick auf den Anlageberater bemühte sie den Schlagertext: "Ich weiß, was mir fehlt: Ein Mann, der mir keine Märchen erzählt."

 
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