Bunt und besinnlich, wie die Weihnachtszeit, so sind auch die Texte, die die vielseitige und renommierte Schauspielerin Nina Petri am Donnerstagabend in Amberg vorträgt. Ausgewählt hat die zierliche Frau mit den langen, rotblonden Haaren Poesie- und Prosatexte von James Krüss, Sarah Kirsch, Mascha Kalecko und Matthias Claudius. Mit warmer, dunkler Stimme, hochkonzentriert und schnell irritiert trägt sie vor.
Die Modulation, die Artikulation und auch die Mimik und Gestik bringt sie auf den Punkt. Ohne großes Gehabe aber mit viel Gespür für das Geschehen geht sie dem Ursprung des Festes, der Geburt Christi, nach, wofür sie das Lucas-Eevangelium bemüht. Blatt für Blatt arbeitet sie sich von der allgemeinen Winterstimmung zum häuslichen Frieden, von wissenschaftlichen Abhandlungen zum Thema Weihnachtsmann und fliegenden Rentieren bis „zum Laden der letzten Hoffnung“, von dem Axel Hacke berichtet. Mit kurzen, frei gesprochenen Worten leitet sie über von der „Halswehzeit“ zu einem ihrer Lieblingstexte von Walter Benjamin „Ein Weihnachtsengel“.
Nina Petri gibt alles. Ja, sie singt sogar das bekannte „Morgen Kinder wird’s was geben“ allerdings in der „chemisch bereinigten“ Fassung von Erich Kästner: "Morgen, Kinder, wird’s nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt…“ In ihrer Interpretation wird jeder Text zum funkelnden, literarischen Stern. Apropos Stern, der große Stern in der Fußgängerzone habe sie durch die schöne Stadt und den „recht überschaubaren“ Christkindlmarkt geleitet, schmunzelt sie und verrät noch: „Ich bin sehr stolz, dass meine erste Weihnachtslesung in Amberg ist!“
Winterzauber, Weihnachtsgefühle, Geschenkerausch, Heilige Nacht – einmal heiter, einmal besinnlich – immer stimmig. In dieser komprimierten und vielfältigen Rezeptur gefällt der Abend ausgezeichnet.













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