Auf ein Ereignis wie den Brand von Notre-Dame schaut der Experte fast genau wie der Laie: staunend, mit offenem Mund. "Ich bin bis Mitternacht vorm Fernseher gesessen und hab mir das angeschaut", sagt Ambergs Stadtbrandrat Bernd Strobl. Sein Landkreis-Kollege Fredi Weiß war zeitgleich bei der Bezirksfeuerwehrversammlung: "Irgendwann haben wir die Besprechung unterbrochen und dann darüber gesprochen, was bei uns in so einem Fall wäre", sagt Weiß. Ergebnis: "Da wäre man dann erschossen."
Schon wegen ihrer Höhe wäre auch in Oberpfälzer Kirchen solch ein Brand kaum zu bekämpfen. "Bis zum Kirchenschiff könnten wir von außen was machen, über 30 Meter wird es dann schwer", erklärt Weiß. Bernd Strobl hat im Fernsehen sogar den Teleskop-Gelenkmast im Einsatz gesehen, über den auch seine Amberger Feuerwehr verfügt. "Aber bei einem Turm wie der von Notre-Dame mit über 90 Meter hilft dir das nichts."
Wenn ein Löschangriff von innen zu gefährlich ist, sind die Helfer machtlos - in Paris wie in Amberg. Helfen könne laut Weiß und Strobl nur, es gar nicht so weit kommen zu lassen, ein Feuer möglichst schnell zu bekämpfen. Weil sich ein Kirchenbrand nicht üben lässt, haben die Amberger für die Basilika St. Martin eine "kalte Lage" durchgespielt. Daraus ist ein Einsatzplan für den Fall der Fälle entstanden. Das Werk bietet auf zig Seiten alle Informationen zur Alarmierung, Anfahrtwegen, Wasseranschlüsse oder neuralgischen Punkten.
Auch im Landkreis existieren solche Pläne für verschiedene Gebäude. Das beginne bei Industrieanlagen und umfasse Schulen, Kindergärten und eben auch Kirchen, sagt Weiß. Kirchen sind besonders heikel, weil es dort keine Brandmelde- und Löschtechnik gibt. Rauchmelder, Feuerschutztüren und Sprinkleranlagen passen eben nicht in historische Gotteshäuser, erklärt Weiß.
Sein Kollege Strobl hat in dieser Beziehung eine besonders heikle Zeit hinter sicher: Erst vor einigen Monaten schloss die Sanierung der Amberger Martinskirche ab. Bei solchen Arbeiten ist die Gefahr besonders hoch, auch in Notre-Dame wurde das Feuer wohl bei Handwerkerarbeiten entfacht. "Wir sind im Vorfeld mehrfach zusammengesessen und haben eigens für die Bauphase einen Plan ausgearbeitet", sagt Strobl über die Arbeiten an der Amberger Basilika.
Heute ist er froh, dass alles ohne Zwischenfall ablief - nicht, weil er Zweifel an den Sicherheitsvorkehrungen gehabt hätte. "Die Routine ist da der große Feind", sagt Strobl. Entscheidend war, dass sich alle auch beim 50. Mal an die Vorgaben gehalten haben, trotz des Zeitdrucks und der vermeintlichen Gewissheit, dass schon nichts passieren wird.
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