Aus Deutschlands Städten sollen Smart-Citys werden. Digitale, „intelligente“ Kommunen, vernetzt, nachhaltig, bürgernah. Die Frage, wie das funktionieren könnte, beschäftigt in der Oberpfalz unter anderem die Städte Regensburg und Amberg. Regensburg arbeitet seit 2021 an einem mehrjährigen Modellvorhaben, das vom Bund bis zu elf Millionen Euro Förderung erhalten wird. Momentan entwickelt man in der Bezirkshauptstadt eine Gesamtstrategie, aus der sich konkrete Maßnahmen ableiten sollen. Ziel ist zum Beispiel „die digitale Abbildung der Stadt Regensburg ausgehend von einem Quartier. Der Digitale Zwilling macht Energieströme (Strom, Wärme) und gleichzeitig mögliche Synergien für eine wirtschaftliche Energieversorgung sichtbar“, heißt es sperrig und abstrakt auf der Webseite der Stadt.
Solche Formulierungen machen klar: Die Kommunen fischen in Sachen Smart-City noch im Trüben, tasten sich vorsichtig in eine andere Zukunft vor. Man stellt einerseits fest, dass insbesondere der Klimawandel und die Digitalisierung unser Miteinander verändern werden, und dass wir neue Antworten auf alte Fragen benötigen. Doch wie diese aussehen könnten, dafür fehlt auf der anderen Seite noch der Master-Plan. Stattdessen läuft bisher vieles auf kommunale Insellösungen hinaus. Eine gute Idee hier, ein guter Ansatz dort.
In Amberg neue Stelle
„Das wird so nicht bleiben“, sagt Julia Schönhärl im Gespräch mit dem Magazin "work:life OBERPFALZ" voraus, „deswegen gibt es ja diese Initiativen und eine bundesweite Vernetzung.“ Schönhärl leitet seit Herbst vergangenen Jahres das Smart-City-Projekt der Stadt Amberg. Von finanziell gut ausgestatteten Modellvorhaben wie dem in Regensburg verspricht sie sich Lerneffekte, die in der ganzen Republik greifen, „damit nicht jede Stadt bei Null anfangen muss“.
Amberg möchte wie Regensburg mutig vorangehen, obwohl dort momentan (noch) keine Fördergelder des Bundes fließen. Schönhärl dürfte eine Schlüsselaufgabe zukommen. Sie soll auf kommunaler Ebene koordinieren, Akteure zusammenbringen, Aufgaben bündeln. In diesem Jahr wolle man mit dem Bürger in den Dialog treten, Ziele und Maßnahmen andenken. Denn: „Im Mittelpunkt müssen die Menschen stehen, die die Stadtgesellschaft bilden. Was wollen sie? Wie bringen sie sich ein?“
Es sei daher falsch, die Smart-City auf das Thema Digitalisierung zu reduzieren. Dennoch werden digitalisierte Daten das Fundament sein, auf dem die Smart-Citys gründen: „Hier kommt die Frage ins Spiel, wie wir als Gesellschaft mit diesen Daten umgehen wollen. Wir werden uns konstant überlegen müssen: Wo können wir damit das Gemeinwohl fördern, sozialer und klimafreundlicher werden? Dabei ist die Herausforderung, alle Bürgerinnen und Bürger in den Prozess zu integrieren, ihn also so inklusiv wie möglich zu gestalten.“
Mehr Infos zur Smart-City und darüber, wo Deutschland steht
So könnte die Smart-City von morgen aussehen
- Sensoren im Stadtgebiet messen die Verkehrsbelastung, Luftqualität und Lärm auf den Straßen, steuern die Ampeln und machen den Autofahrern via App ad hoc Vorschläge zur Stauvermeidung oder zeigen ihnen freie Parkplätze. Das spart Sprit und damit CO2 und bringt die Autofahrer schneller ans Ziel.
- Ein Mikro-Chip an einer Schaukel auf einem städtischen Spielplatz meldet dem Bauhof: Spielgerät kaputt, bitte reparieren.
- Autonome E-Busse fahren durch die Stadt. Eine Spaziergängerin meldet nach dem Stadtbummel über ein Smartphone ihren Bedarf an und wird vom nächsten verfügbaren Shuttle nach Hause gebracht.
- Straßenlaternen mit Bewegungsmeldern vermindern ihre Leuchtintensität, wenn niemand unterwegs ist. Folge: Stromkosten sinken, die Lichtverschmutzung wird geringer.
- „Intelligente“ Mülltonnen melden es der Müllabfuhr, wenn sie voll sind. Erst dann werden sie ausgeleert. Das spart der Stadt Fahrten, dem Hauseigentümer Müllgebühren.
- Katastrophenschutz: Bei Hochwassergefahr schickt die Kommune an die konkret gefährdeten Haushalte per SMS eine Nachricht, nach dem Muster: Sie wohnen in der XY-Straße, da wird es heute am späten Nachmittag zu Überschwemmungen kommen!
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