23.12.2025 - 04:01 Uhr

Auslieferung von Arzt nach Impfskandal weiter ungewiss

Leere Spritzen statt Schutz gegen Corona: Ein Hausarzt aus Schwaben soll mehr als 100 Patienten nur zum Schein Impfungen verabreicht haben. Warum seine Auslieferung nach Deutschland kompliziert ist.

Die Kripo überprüfte im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen den Hausarzt zahlreiche Impfausweise. (Archivbild) Bild: Stefan Puchner/dpa
Die Kripo überprüfte im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen den Hausarzt zahlreiche Impfausweise. (Archivbild)

Die deutsche Justiz wartet in einem der größten Strafverfahren im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie weiter auf die Auslieferung des Angeklagten. Der Beschuldigte, ein 76 Jahre alter Arzt, hält sich in Südamerika auf. Wie lang das Auslieferungsverfahren in Paraguay noch dauere, sei überhaupt nicht absehbar, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg.

Dem Mediziner wird von der Staatsanwaltschaft unter anderem vorgeworfen, dass er in seiner Hausarztpraxis im schwäbischen Wemding im Jahr 2021 bei 176 Patienten, die sich impfen lassen wollten, nur Scheinimpfungen vornahm. Den Impfstoff soll er entsorgt und den Patienten nur leere Spritzen in das Gesäß gestochen haben. Die Ermittler gehen von 314 manipulierten Erst- und Zweitimpfungen aus.

Strafprozess platzte vor zweieinhalb Jahren

Bereits Mitte 2023 sollten diese und weitere Vorwürfe am Landgericht Augsburg verhandelt werden. Doch der Allgemeinmediziner erschien nicht zu dem Prozess, seitdem wird der Mann per Haftbefehl gesucht. Im vergangenen Frühjahr wurde bekannt, dass er in Paraguay festgenommen worden sei.

Darüber hatte damals zunächst das „Wochenblatt“, ein deutschsprachiges Nachrichtenportal aus dem Land, berichtet. Seitdem war der Fall mehrfach Thema bei dem Internetportal. Demnach wurde der Arzt wieder aus dem Gefängnis entlassen und befindet sich nunmehr in Hausarrest, bis über das Auslieferungsverfahren entschieden ist.

Die deutsche Justiz hat kaum Erfahrungen mit solchen Verfahren in Paraguay, so dass die Ankläger im Moment nur abwarten können. Für den Fall ist die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen zuständig, die bei der Nürnberger Generalstaatsanwaltschaft angesiedelt ist.

Impfkritische Patienten konnten auf „Schonimpfungen“ hoffen

Der schwäbische Allgemeinmediziner soll während der Corona-Krise bei impfkritischen Bürgern auch als Anlaufstelle bekannt gewesen sein - für Impfnachweise ohne echte Impfung. Er soll laut Anklage in mindestens 49 Fällen solche nicht vorgenommenen Impfungen bescheinigt haben. In der Szene soll dies als „Schonimpfung“ bekannt gewesen sein.

Wegen solcher Impfmanipulationen hatte es auch eine Reihe von Strafverfahren gegen Patienten am Amtsgericht in Nördlingen gegeben. Nach früheren Angaben des Amtsgerichtes endeten die Prozesse im Regelfall mit Geldstrafen für die Patienten.

© dpa-infocom, dpa:251223-930-459436/1

 
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