Bayern
29.12.2020 - 17:18 Uhr

Fünf Jahrzehnte Maro-Verlag

Vor 50 Jahren gründete Benno Käsmayr mit einem Freund den Maro-Verlag. Ein literarisches Unternehmen, das seinen Erfolg vor allem einem Autoren verdankt: Charles Bukowski.

Maro-Verleger Benno Käsmayr, im Hintergrund ein Werbeplakat für eine Bukowski-Lesung. Bild: Michael Schreiner
Maro-Verleger Benno Käsmayr, im Hintergrund ein Werbeplakat für eine Bukowski-Lesung.

Es ist wahr, dass der Augsburger Maro-Verlag zu einem professionellen Unternehmen wurde, als er Mitte der 70er Bücher von Charles Bukowski veröffentlichte. Es ist auch wahr, dass Maro für immer und ewig mit dem amerikanischen Kult-Underground-Autor und dessen Werk in Zusammenhang gebracht werden wird. Die Gründungsgeschichte rund um Verleger Benno Käsmayr aber kennen nur wenige.

Die Geschichte dieser einzigartigen Klitsche (was im positivsten Sinne des Wortes verstanden werden soll) führt sogar noch vors Jahr 1970. "Nach bestandenem Abitur in der Schule in meiner Heimatstadt Dillingen 1968 fuhr ich mit meinem Klassen- und Internats-Kameraden Franz Bermeitinger zur Frankfurter Buchmesse, bewunderte alle Kleinverlage in Halle 4 a und die auf der Gegenbuchmesse in der Mensa der Uni", berichtet Benno Käsmayr, Jahrgang 1948, in dem vor kurzem erschienenen Almanach "Die untergründigen Jahre". Und weiter: "Als wir abends in der ,Schwarz Katz' im Stadtteil Sachsenhausen saßen, war uns klar: Das, was diese Kleinverlage auf die Füße stellten, das können wir auch."

Ein kultureller Freigeist

Doch wie kam es zum ungewöhnlichen Namen? "Mit dem Namen ,Maro' hatte mein Freund Franz seine Gedichte in der Internatszeitung gezeichnet", liest man in "Die untergründigen Jahre" nach. "Seine damaligen Brieffreundinnen hießen Maria und Roswitha, also warum nicht ,Maro'? Dass der Name dann blieb, war eher dem Umstand geschuldet, dass uns nichts Besseres einfiel."

Benno Käsmayr war - und ist bis heute - ein kultureller Freigeist, ein Mann mit Eigensinn. Demnach ist es nur folgerichtig, dass er stets dem Konzept des unabhängigen Verlegers treu geblieben ist. In guten wie in schlechten Zeiten.

Begonnen hat die Laufbahn ausgerechnet in einem katholischen Internat im schwäbischen Dillingen an der Donau. "Ich wollte unbedingt aufs Gymnasium, meine Eltern waren von dieser Idee nicht so angetan", erinnert sich Käsmayr. "Doch als ich bei meiner Mutti durchblicken ließ, dass ich vielleicht Priester werden möchte, war die Sache geritzt, weil sie eine ziemlich gläubige Frau war."

Von der Literatur beflügelt

Zwar fühlte Schüler Benno sich in dem Institut äußerst fehl am Platz. "Daher habe ich mich aus dem Betrieb weitgehend ausgeklinkt", reflektiert der heute 72-Jährige lachend, "stattdessen habe ich beinahe nur eines getan - unentwegt gelesen. Die Literatur hat meine Seele beflügelt." Der Verleger in spe ging 1969 zum WISO-Studium an die LMU in München, "das ich auch beendet habe", sagt er. "Heute darf ich mich Diplom-Ökonom nennen. Aber die wahre Bestimmung habe ich in einer Augsburger Druckerei gefunden, wo ich neben dem Studium gearbeitet habe."

Die Begeisterung von Benno und Kompagnon Franz fürs gedruckte Buch war dermaßen gewaltig, dass sie 1970 Maro ins Leben riefen. Die ersten Jahre wurden Werke in Klein- und Kleinst-Auflagen gedruckt und verkauft. Neben "Trip Generation" von Stricker wurden frühe Sachen etwa der US-Beat-Ikonen Jack Kerouac und William S. Burroughs verlegt, dem Hardcore-Autoren Jörg Fauser und vielen anderen aus dem literarischen Untergrund. Das Geld war beständig knapp und man stand kurz vor der Aufgabe. Da entdeckte Käsmayr eines Tages Gedichte von Charles Bukowski. "Das Zeug warf mich um", schwärmt er bis heute.

Mehr als 150 000 Bukowski-Werke wurden im Laufe der Jahre verkauft. Als "Buk" merkte, dass mit seinen Büchern in Deutschland richtig gutes Geld zu verdienen ist, bat er Benno Käsmayr, dass Lizenz-Rechte für Taschenbücher an große Verlage verkauft werden sollen. Und Käsmayr wurde nach eigener Aussage "zwar alles andere als reich mit Maro. Aber ich konnte fortan und bis heute genau den Stoff rausgeben, der mir taugt. Das macht mich irgendwie stolz", meint er. Inzwischen hat er sich weitgehend aus dem Buch-Geschehen zurückgezogen. Aber: Seine 33 Jahre alte Tochter Sarah ist immer mehr ins Geschäft eingestiegen.

OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz20.11.2020
 
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