In der Saison 2015/16 kam allein die bayerische Polizei auf 250.000 Einsatzstunden bei Spielen der drei Bundesligen und der Regionalliga Bayern sowie im Pokal. Für die 34 als Hochrisiko-Spiele eingestuften Begegnungen gingen noch einmal 7241 Stunden drauf.
In der Saison 2014/2015 wurden bayernweit insgesamt 595 Strafanzeigen erstattet. Unter den aufgeführten Straftaten: ein Tötungsdelikt, 121 Körperverletzungen, 22 Sachbeschädigungen, 29 Diebstähle sowie 28 Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. Die schönste Nebensache der Welt gerät mancherorts zum Schlachtfeld.
Bei dem gewaltigen Aufwand, mit dem die Polizei wild gewordene Horden befrieden muss, stellt sich zu Recht die Kostenfrage. Die Rechnung einfach an die Vereine weiterzureichen, greift dabei zu kurz. Es ist zwar sinnvoll, die Clubs nicht ganz aus der Verantwortung zu entlassen: Fan-Projekte zeigen, dass sie das Verhalten ihrer Anhänger beeinflussen können – im Polizeijargon „gewaltsuchende“ Ultras und die rechte Fanszene lassen sich aber auch von noch so gut gemeinten Aktionen nicht beeindrucken.
Gesellschaftliches Problem
Insofern hat EV-Weiden-Boss Thomas Siller recht, wenn er das Phänomen ein gesellschaftliches Problem nennt – es ist sicher kein Zufall, dass die Polizei in den neuen Bundesländern eine weiter steigende Gewaltbereitschaft in den Stadien zwischen Chemnitz und Rostock diagnostiziert. In deindustrialisierten Regionen, wo sich nicht nur Jugendliche abgehängt fühlen, brodelt es am stärksten.
Wenn es aber eine gesellschaftliche Aufgabe ist, die Stadien zu befrieden, sollten sich die Hauptprofiteure des Milliarden-Geschäfts Profifußball auch angesprochen fühlen: Aus einem gemeinsamen Topf, in den DFL und die Top-Vereine einen kleinen Teil ihrer horrenden TV-, Werbe-, Sponsoring und Merchandising-Einnahmen einzahlen, müssten nicht unbedingt die Überstunden der Polizei bezahlt werden. Sehr wohl aber eine Intensivierung von Gewaltprävention und Maßnahmen zur Resozialisierung der Gewalttäter.
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