Der erste Herbststurm des Jahres ist über Bayern hinweggefegt und hat auch in der Oberpfalz für etwas Chaos gesorgt. „Im Großen und Ganzen sind wir aber gut durchgekommen“, sagte ein Sprecher des Oberpfälzer Polizeipräsidiums am Nachmittag auf Nachfrage. Bis zu diesem Zeitpunkt zählte die Polizei rund 50 Einsätze – „quer durch die Oberpfalz“. Die Einsatzkräfte mussten dabei „fast ausschließlich“ wegen umgestürzten Ästen und Bäumen auf der Fahrbahn ausrücken. Große Schäden oder Verletzte gab es nicht, so der Polizeisprecher.
Im Einsatzgebiet der ILS Nordoberpfalz gab es 57 Einsätze. „Gegenstände flogen durch die Luft, Ziegelsteine wurden von Dächern gewirbelt, Bauzäune wurden umgeschmissen“, teilte Jürgen Meyer von der ILS mit. „In allen Fällen ging es aber glimpflich aus.“
Ein auf eine Starkstromleitung gestürzter Baum sorgte in Luhe (Kreis Neustadt/WN) für kurze Zeit für einen Stromausfall. „Derzeit gibt es einen großflächigen Störungsschwerpunkt in der Oberpfalz und vielfache sturmbedingte Ausfälle im Stromnetz“, teilte ein Sprecher der Bayernwerk Netz GmbH daraufhin am Nachmittag. Im ganzen Netzgebiet des Bayernwerks seien rund 10 000 Haushalte von Stromausfällen betroffen gewesen.
Länderbahn stellt Betrieb ein
Auch der Bahnverkehr war beeinträchtigt. Das Tief sorgte für Zugausfälle und Streckensperrungen. Die Länderbahn stellte am Donnerstag den meisten Zugverkehr in Norbayern, im Vogtland und in Ostsachsen ein – betroffen waren die Netze von Alex, Vogtlandbahn und Trilex. Die Verbindungen der Oberpfalzbahn im Naabtal und im Chamer Netz wurden soweit wie möglich aufrecht erhalten. Es konnte aber zu kurzfristigen Änderungen kommen. Auch die Deutsche Bahn meldete im Freistaat zahlreiche Zugausfälle wegen umgestürzter Bäume auf den Gleisen. Betroffen waren unter anderem die Strecken Lichtenfels–Hof, Lichtenfels–Bayreuth oder Landshut–München. Probleme gab es auch auf der ICE-Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg, wie eine Sprecherin der Bahn sagte.
Der Sturm richtete vor allem in Franken zahlreiche Schäden an. Bäume stürzten auf Häuser und Bahngleise. Gegenstände flogen durch die Luft, Ziegelsteine wurden von Dächern gewirbelt, teils fiel der Strom aus. In den meisten Fällen ging es aber glimpflich aus.
Luchsgehege im Zoo betroffen
Die Einsatzzentrale in Oberfranken registrierte zwischen sechs und acht Uhr über 70 Notrufe. Der Schwerpunkt lag dabei im nördlichen Oberfranken. Verletzte habe es bis dahin zum Glück nicht gegeben, teilte das Polizeipräsidium Oberfranken mit. Großer Schaden entstand aber in Burgkunstadt. Dort krachte ein Baum auf ein Haus. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge ist das Gebäude nicht mehr bewohnbar. Die Bewohnerin sei unverletzt geblieben.
In Lichtenfels flog ein Trampolin durch die Luft und landete auf einem Auto. „Der Orkan tobt gerade über dem Landkreis Lichtenfels“, schrieb Landrat Christian Meißner (CSU) auf Facebook. 260 Einsatzkräfte würden helfen. Im Hofer Zoo stürzte ein großer Ast auf das Luchsgehege. Was mit den Tieren geschah, war unklar. Der Zoo blieb geschlossen. Der Nürnberger Tiergarten öffnete ebenfalls nicht.
In Mittelfranken hatten es die Einsatzkräfte überwiegend mit umgestürzten Bäumen zu tun, die Straßen blockierten. Seit sechs Uhr morgens seien knapp 100 Einsätze in ganz Mittelfranken abgearbeitet worden, sagte eine Polizeisprecherin. Den bislang größten habe es auf der Autobahn 7 bei Rothenburg ob der Tauber gegeben. Ein Lastwagen war durch eine Sturmböe umgekippt. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Autobahn war in dem Bereich voll gesperrt.
Laster kippt auf A 7 um
Die Integrierten Leitstellen in Unterfranken meldeten bereits am Morgen Dutzende Einsätze. In Würzburg wurde etwa ein Baugerüst an einer Rettungswache des Roten Kreuzes umgeweht.
Auf der Autobahn 7 bei Estenfeld (Kreis Würzburg) wurde ein mit Styropor beladener Lastwagen ebenfalls von einer Windböe erfasst und kippte quer über die Fahrbahn. Der Fahrer wurde durch die Windschutzscheibe leicht verletzt geborgen. In Bad Brückenau (Kreis Bad Kissingen) hielt der Zunftbaum des Handwerks dem Sturm nicht stand und fiel um. Der Stamm habe quer auf dem Marktplatz gelegen, schilderte ein Polizeisprecher. Glücklicherweise sei der Platz zu der frühen Uhrzeit menschenleer gewesen.
Der Deutsche Wetterdienst hatte vor Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde gewarnt. In Nordbayern und im höheren Bergland hätte es auch orkanartige Böen mit bis zu 115 Kilometern pro Stunde geben können, hieß es. Mehrere Städte riefen die Menschen dazu auf, Grün- und Parkanlagen zu meiden.
Auch in Tschechien sorgte „Ignatz“ für Schäden und Verkehrsbehinderungen. Die Feuerwehren rückten am Donnerstag zu Hunderten Einsätzen aus. Mindestens zwei Autoinsassen wurden bei Unfällen eingeklemmt und schwer verletzt.
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